f Heiliger Berg bei Sandlingen ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 16. Dezember 2014

Heiliger Berg bei Sandlingen



Wir meinen heute jeden Winkel unserer Umgebung zu kennen. Auf die heutige Zeit mag das zutreffen, aber was war in der Landschaft früher los? Alte Karten zeigen, dass sich die Besiedlung, Raumnutzung und Ausgestaltung der Region stark gewandelt haben. Während einige Ortschaften auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken können, sind andere völlig aus dem Fokus verschwunden - und vergessen. 

Oft sind es nur noch alte Namen, die auf solche vergessenen Orte und Plätze hindeuten. Aber auch diese Bezeichnungen geraten immer stärker in Vergessenheit. Einige der Flurnamen sind überliefert und wurden über die Jahre gesammelt. Aus heutiger Sicht kann es spannend und anspruchsvoll sein, die alten Bezeichnungen richtig zu deuten. 

Die ersten Karten, welche die Feldflur maßstabsgetreu und genau abbildeten, waren die Verkopplungskarten, welche in der Zeit zwischen 1850 und 1860 aufgenommen wurden. Diese kartografischen Werke sind die ältesten Nachweise für die Flurbezeichnungen. 

Nordwestlich des Ortes Sandlingen ist der Name "Heiliger Berg" verzeichnet. Mittels der Overlay-Technik lässt sich die genaue Position dieser Flur im aktuellen Satellitenbild verorten. 

Bild: Heiliger Berg bei Sandlingen (Karte nicht eingenordet - hier: Westen oben). Quelle: Google Earth, Overlay mit Verkopplungskarte 1858). 


Die Karte zeigt den Ort Sandlingen (oben) sowie den ehemaligen Verlauf der Oker. Der "Heiligen Berg" liegt am Rand des einstigen / ursprünglichen Flussverlaufes. 

In der Vergrößerung ist die Bezeichnung besser zu erkennen: 

Bild: Heiliger Berg bei Sandlingen. Quelle: Verkopplungskarte 1858). 


Auch in früheren Kartenwerken ist an der bezeichneten Stelle ein Berg erkennbar. In der Kurhannoverschen Landesaufnahme beispielsweise hebt sich der Berg durch eine deutliche Schattierung ab. 

Bild: Heiliger Berg bei Sandlingen. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme 1780. 


Woher mag diese seltsame Name stammen? Der Bestandteil "heilig" (von "hilig" - auch "hilgen") taucht ebenfalls anderen Ortes vielfach auf. In der Südheide allgemein gibt es zahlreiche Flurnamen die an die Religion der Vorfahren erinnern. Heilige Stätten spielten dabei immer eine große Rolle. Zumal in den traditionellen und heidnischen Religionen die Natur eine erhebliche Bedeutung besaß, wurden meist Quellen, Wälder / Haine und Berge zu kleinen "Heiligtümern". Bereits der römische Geschichtsschreiber Tacitus bemerkte: "Haine und Wälder weihen sie ihren Göttern". 

In frühster Tradition der einstigen Volksstämme gab es unterschiedlichste heilige Orte. Diese wurden meist auf sachliche Objekte angewendet. Anders als in der späteren christlichen Tradition waren keine Personen heilig, sondern bestimmte Gegenstände und Orte. 

Bild: Heiliger Berg bei Sandlingen. Quelle: Hendrik Altmann. 


Heiligtümer - das waren Orte an denen man den Göttern näher war als anderswo. Heilige Elemente waren u.a. das Feuer und das Wasser. Bis ins späte Mittelalter schrieb man dem Wasser Heilkräfte zu, reinigende und stärkende Wirkung, die u.a. ausgenutzt wurde, um Krankheiten zu kurieren. So wurde beispielsweise das erste Celler Pestkrankenhaus in unmittelbarer Nähe zum klaren Wasser der Ratsteiche angelegt. Das Wasser sollte bereits in ältester Tradition von bösen Dämonen befreien und die Seele reinigen. Hier lebten die "Wasserholden" - sie verbanden gleichsam Ober-und Unterwelt. Die Verehrung heiliger Quellen und Wasserströme besaß somit eine besondere Bedeutung in der Tradition unserer Vorfahren. Solche Stätten dienten ebenfalls für Versammlungen und Besprechungen. 

Der "Heiligen Berg" bei Sandlingen passt geradezu vorbildlich in diese Beschreibung. Die Erhebung ist eine uralte Sanddüne, welche am Ufer des alten Okerverlaufes entstanden war. Die ursprüngliche Oker schlängelt sich noch heute unweit von Sandlingen durch den Wald. Und noch heute spürt man hier die Kraft und Vollkommenheit der Natur. 

Bild: Alte Oker bei Sandlingen. Quelle: Hendrik Altmann. 


Bereits Friedrich Barenscheer vermutete einen heidnischen Opferplatz bei Sandlingen. Ob man soweit gehen möchte mag dahingestellt bleiben, denn es wurden nie Spuren eines solchen Kultplatzes gefunden. Obgleich noch in sächsischer Zeit Tier- und Menschenopfer weit verbreitet waren, gibt es keine Anzeichen dafür, dass solche ebenfalls am Heiligen Berg bei Sandlingen stattgefunden haben. Es wurde zwar bislang nicht nach solchen Spuren geforscht, aber es gab ebenfalls zahlreiche Orte, denen alleine aufgrund ihrer natürlichen Ausstrahlung eine gewisse Heiligkeit zugesprochen wurde. 

Obwohl die Natürlichkeit des "Heiligen Berg" bei Sandlingen aufgrund von Land- und Forstwirtschaft stark beeinträchtigt wurde, spürt man dort noch heute, was unsere Vorfahren einst dazu bewegt haben muss, diesen Ort als etwas Besonderes anzusehen. Es ist die Ruhe und Natur, die diesen Ort zu etwas unglaublich Schönem und Vollkommenen macht. 

Dabei ist sehr wahrscheinlich, dass der "Heilige Berg" bereits in ältester Zeit eine derartige Wirkung auf die Menschen entfaltet haben muss. Zumal es sich um eine uralte Dünenaufwerfung im Bereich des Urstromtals der Aller handelt, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Berg bereits ein Alten von weit mehr als 4.000 Jahren aufweist. Damit dürfte der "Heilige Berg" folglich in allen Zeiten vorhanden gewesen sein, als traditionelle Religionen verbreitet waren. 


Hendrik Altmann


5 Kommentare:

  1. Wo ist die genaue Lage bitte Längen + Breitengrad angeben

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  2. Ist er nicht Nord östlich

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  3. Macht es bitte den Raubgräbern nicht allzu leicht und gebt ihnen nicht die Koordinaten.

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  4. Ich habe gerade mal meine alte Heimat gegoogelt, weil ich dieses Wochenende dort vorbeigefahren werde. Als Kind bin ich auf dem sogenannten Teufelsberg Schlitten gefahren. Vielleicht ist das ja der heilige Berg, von dem du hier schreibst. Wir haben beim Hausbau jede Menge Werkzeug aus Feuerstein und ähnlichem gefunden. Das würde auf Besiedelung hinweisen.

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