f Februar 2012 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Mittwoch, 29. Februar 2012

Legende vom Lorkberg und der Riesenkuhle

Einleitung:


Nach einigen Beiträgen, die auf genauen geschichtlich erfassten Recherchen beruhten, widmet sich dieser Eintrag nun etwas mehr der Welt der mündlichen Überlieferung. 
Diese Form des "Weitererzählens" hat besonders im ländlichen Raum einen hohen Stellenwert. Hier galt das "Wort" schon immer. Wir können uns also auch noch nach  Jahrhunderten darauf verlassen, dass Erzählungen keine bloßen Erfindungen sind. Letztendlich steckt in ihnen immer ein Funken Wahrheit. So auch in der Legende um den Lorkberg und um die Riesenkuhle. 

Beschreibung: 

Der Lorkberg ist die höchste Erhebung der Gemarkung Wienhausen und liegt nördlich von Schwachhausen in einem Waldstück hinter der Aller. Er ist ein relativ naturbelassenes Gebiet von natürlichen Sanddünen, die aufgrund von Aller-Hochwassern entstanden sind. Wenn der feine Sand der von Überschwemmungen zurück blieb mit dem Wind in den Wald getragen wurde, sammelte er sich dort an und wurde im Laufe der Zeit zu immer höheren "Bergen". Der Lorkberg ist nun der höchste davon. Um ihn rankt sich eine überlieferte Legende. 

Legende um den Lorkberg: 

In der Zeit in der die Frachtfuhrleute (Siehe Alter Richtweg bei Lachendorf) unterwegs waren, gab es bei Offensen eine Furt durch die Aller. Furten waren schon immer wichtige Passier-Stellen in Flüssen, als es keine Brücken gab. Die Furt bei Offensen lag hinter dem heutigen Hof von Heitmanns. 
Da der Verkehr Richtung Norden durch die Aller musste, um Salz und andere Waren zu transportieren bot sich die seichte Stelle in der Aller an. Trotz der günstigen Überquerungsmöglichkeit sollen einige Fuhrleute in Bedrängnis gekommen sein, wenn ihre Pferde durch das Wasser waten mussten. Und an dieser Stelle knüpft die Legende des Lorkbergs an. 
Hier sollen einst die Lorks (auch Lörker) gewohnt haben. Überliefert waren es "kleine Menschen" oder "Wesen" (Zwerge?) die nicht menschenscheu waren. 
Sie halfen den Fuhrleuten dabei ihre Gespanne durch die Aller zu führen und auf den rechten Weg zu finden. 
Irgendwann verschwanden die Lörker aus den Erzählungen. 

Der Lorkberg heute. Auf den Bildern mag es umspektakulär wirken, aber wenn man sich den Horizont anschaut, erkennt man schon, dass es sich um eine wirkliche Erhebung handelt. 







Der Lorkberg vom Fuße aus gesehen. 











Was war wirklich?

Fakt ist, dass es geschichtliche Beweise für eine Seichte Stelle der Aller bei Offensen gibt. Erst durch Begradigungen des Flusslaufes wurden diese beseitigt. 
Fakt ist auch, dass auf historischen Karten ein wichtiger Handelsweg durch den Wald westlich des Lorkbergs führte. Warum sollte sich jemand die Mühe machen sich ein Detail in einer solchen Geschichte bei Vorhandensein derartiger Lokalitäten auszudenken? 
Sehr wahrscheinlich waren es die Bewohner der umliegenden Dörfer Schwachhausen und Offensen, die den Fuhrleuten halfen.

Es ist zwar eine Legende, jedoch untermauert sie den historischen Fakt, dass es eine Furt gegeben hat. Selbst wenn die Ausschmückung von "Zwergen" die im Wald leben, fernab von unseren heutigen Vorstellungen erscheint, so liegt dies nur daran, dass wir damit automatisch so etwas wie Schneewittchen verbinden. 
Meines Erachtens geht diese Legende durchaus auf reale Begebenheiten zurück. 


Die Legende der Riesenkuhle: 

Die Riesenkuhle liegt westlich des Lorkbergs - ebenfalls im Wald nördlich von Offensen/Schwachhausen. 
Der Legende nach ruhte hier einst ein Riese, der des Wanderns müde geworden war und sich ausruhen wollte. Einheimische deuteten so die Hügel im Wald. Entsprechende Formationen wurden als Arm- oder Beinabdrücke gedeutet. 
Der Riese soll eine Nacht in dem Wald geschlafen haben und dann Richtung Celle gelaufen sein. 
Eine ähnliche Sage findet sich auch im Wald zwischen Oppershausen und Osterloh. Dort soll ein Riese seine Schuhe entleert haben, was die Sandaufschüttungen im Wald zur Folge hatte. Dieser Riese soll laut Sage mit einem anderen Riesen gekämpft haben. Ob es der Riese aus der Riesenkuhle am Lorkberg war, ist reine Spekulation. 

Die Riesenkuhle heute. 
Der Wald fällt ab dem Standpunkt etwa 20m ab und steigt auf das gleiche Niveau wieder an. 







Was war wirklich? 

Sicherlich haben die Menschen früher für Erklärungen natürlicher Phänomene gesucht und sich ihrer (landläufig) recht simplen Logik bedient. Sie erkannten nicht den Zusammenhang zwischen Sanddünen und Aller und somit entstand eine recht spekulative Legende. 
ALLDERDINGS halten sich Riesensagen durch die gesamte Lüneburger Heide! Auch bei Lachendorf wird dem ein oder anderen der Stein "Riesenburg" an der Heidefläche am Postweg (Allerheide) aufgefallen sein. Somit sollte man diese Deutung nicht als dumm oder dergleichen abtun. 
Jedoch muss man dieser Legende eher den mythischen Charakter zuordnen. Aus dieser Sage können heute keinerlei Schlüsse auf wirkliche Ereignisse entnommen werden. 

Fazit: 

Es sind wirklich faszinierende, traditionelle Orte. Jeder der sich von alten Geschichte begeistern lässt, sollte dort einmal vorbeischauen. Einen echten Zwerg oder Riesen habe ich selber dort noch nicht angetroffen. Aber es gäbe diese Legenden nicht, wenn diese Orte gewöhnliche Orte wären. Es gibt über viele Plätze Geschichten, aber gemessen an allen möglichen Plätzen ist die Anzahl Geschichten doch eher begrenzt. Somit war dort irgendwann man etwas, was die Menschen motivierte derartige Dinge zu erzählen. Vielleicht ist gerade diese Ungewissheit was dort genau passierte, heute ein Grund dafür diese Orte zu besuchen...

Gruß, 

S.t.a.l.k.e.r.





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Samstag, 25. Februar 2012

Kriegsende in Schwachhausen - 12.04.1945

Vorbemerkung:

Dieser Eintrag steht in Verbindung zum Eintrag "Das Ende der SS Kampfgruppe Wiking" (folgt!) - Eine Verlinkung steht dann an dieser Stelle.

Einleitung:

"Kriegsende in Schwachhausen" - was soll man sich darunter vorstellen? Schwachhausen gewann im zweiten Weltkrieg an gravierender strategischer Bedeutung und damit verbunden spielten sich dramatische Szenen in dem sonst so beschaulichen Dörfchen ab.
Etwas besonderes stellt diese Geschichte außerdem dar, da ich auf Augenzeugenberichte zurückgreifen konnte. Meine Großmutter, damals 24 hat die Geschehnisse miterlebt und mir so aus erster Hand berichtet. Sie kann sich an viele Details erinnern und da sich niemand älteres in der Ortschaft mehr findet, sind es wohl die letzten berichte, die sich so authentisch wiedergeben lassen!

Bedeutung Schwachhausens:

Am 12.04.1945 waren sämtliche Allerbrücken (Celle, Müden, Wienhausen und Altencelle (offiziell)) gesprengt und somit zerstört. Bei Wienhausen hatte es am Mittag um 14:00 Gefechte zwischen der SS Kampfgruppe Wiking (siehe Vorbemerkung!) und dem 333. U.S. Regiment (9. Kompanie des Captain James Bradfort) an der Allerbrücke gegeben. Diese wurde daraufhin von deutschen Soldaten gesprengt. Die Holzbrücke bei Altencelle SOLL gesprengt gewesen sein. Jedoch waren die Ladungen nicht detoniert. Sie stürzte aber ein, als die schweren britischen Panzer sie passierten und war somit ebenfalls für den Nachschub nicht mehr verfügbar.
Schwachhausen war also faktisch die einzige unzerstörte Brücke weit und breit.
Nach dem tagelangen Aufhalten der britischen Truppen bei Schwarmstedt und Essel wussten die Amerikaner wie viel an Mühen man sich sparen konnte, wenn man eine unzerstörte Brücke einnehmen konnte. Daher lautete der Befehl die Brücke unzerstört zu erlangen.

Bericht laut U.S. Chronik und "Krieg in der Heimat" (Ulrich Saft):

"(...) Währenddessen rollte eine andere amerikanische Kolonie durch Wienhausen. Es war das 1. Bataillon des 333. Regiments. Sein Angriffsziel war Nordburg. In schneller Fahrt wurde Offensen kampflos erreicht. Dann wurde die Amerikaner vorsichtiger. Hinter der nächsten Ortschaft Schwachhausen führte eine Brücke über die Aller. Diese sollte auf jeden Fall unzerstört genommen werden. Die amerikanischen Infanteristen sprangen von ihren Transportpanzern und besetzten das Dörfchen zu Fuss. Als sie den Ortsausgang erreicht hatten, erkannten sie nur knapp 200m entfernt die noch unzerstörte Allerbrücke. Sie sahen aber, dass sich zwei deutsche Soldaten an den angebrachten Ladungen zu schaffen machten. Die Amerikaner hielten sie verständlicherweise für Pioniere. Tatsächlich war aber zumindest der 18 jährige Heinz Schäfer ehemaliger Marinesoldat. Er gehörte jetzt zu jener Festungs-Pak-Abt. 101, die tags zuvor bei Essel aufgerieben worden war. Sein Kamerad, mit dem er hier den Zündtrupp bildete, gehörte vermutlich zur selben Einheit. Beide fielen ahnungslos und ohne Gegenwehr im gezielten Feuer der amerikanischen Infanterie. Sie wurden später auf dem Gemeindefriedhof in Wienhausen beigesetzt. Das 333. Regiment hatte somit seine unzerstörte Allerbrücke (...)"

Augenzeugenbericht zum 12.04.1945:

In unserem Haus wohnten 1945 mehrere Flüchtlingsfamilien. Einerseits stammten sie aus bombardierten Städten und den evakuierten Gebieten in Ostpreußen und Andererseits waren es Flüchtlinge aus Polen. Wobei die Polen von Anfang an unter sich verschworen waren und unsere Familie bis aufs Nötigste sehr einschränkten.
Schon vor dem 12.04. gab es ein Verbot ins Langlinger Holz zu gehen. Bauern brauchten einen Genehmigungsschein um das Areal zu betreten. (Man kann nur vermuten, dass es sich bei Kampfhandlungen in dieser Gegend um die SS Kampfgruppe Wiking handelte, sowie Teile der Verteidigung der Stadt Celle).
Am 12.04. standen mehrere (deutsche) Soldaten unter dem Schauer bei Engelmanns (Unter dem Vordach der Scheune). Dort gab es die Verpflegung für die Truppen. Plötzlich und unvorbereitet standen die Amerikaner vor dem Dorfe. Hastig flüchteten alle in die Keller. (Meine Großmutter und ihre Familie waren während der Einnahme im selbstgebauten Bunker).
Als die Amerikaner uns im Keller fanden, stand einer der Polen hinter Ihnen und freute sich "jetz ich chef, du nix Chef - jetz ich Chef!."
Wir wurden nach Offensen evakuiert, da jetzt bei Nordburg gekämpft wurde. Wir mussten unsere Sachen packen. Jede Familie durfte einen Wagen voll mitnehmen. Das gesamte Vieh mussten wir zurücklassen...
Gegenüber unseres Hauses stand ein Schuppen. Dort lagen die toten deutschen Soldaten. Es waren mindestens drei.

Was geschah:

Sobald die Amerikaner freies Feld hatten schossen sie auf die Allerbrücke. Eine Kugel flog durch unser Fenster und schlug in einen Schrank ein. Die Allerbrücke wurde nicht zerstört.
Warum nicht?
Es hatte Befehl gegeben dem Feind keine Brücke in die Hände fallen zu lassen. Jedoch wurden den Truppen in Schwachhausen Panzer gemeldet, die die Brücke unbedingt noch passieren mussten. Bei diesen Panzern kann es sich um die Panzer der SS Kampfgruppe Wiking handeln.
Es ist also verständlich, dass die Durchführung des Sprengbefehls so weit es ging verschoben wurde.

Einschub - Allerbrücke heute:

Blick in Richtung Schwachhausen.
Heute haben wir eine der ältesten Allerbrücken überhaupt. Sowohl Hauptbrücke, als auch Überflutungsbrücke sind erhalten.
Eine Sprengung hätte den Krieg sicherlich nicht um einen Tag verlängert und wäre sehr sinnlos gewesen.




Einschussloch. Hier verformte sich massiver Stahl, als eine amerikanische Kugel ihn traf...










Einschussloch...







 Einschusslöcher...












Unmittelbar nach dem Krieg:

Als in Schwachhausen der Krieg vorbei war, wurde in Nordburg gekämpft. Dort lagen etwa 100 SS-Soldaten und leisteten Widerstand. Im Wald (Wochenendgebiet heute) gab es ein Munitionsdepot der Deutschen. Dieses wurde erst weit nach Kriegsende (1965) bei der Abtragung von Sand gänzlich geräumt.
In und um Nordburg findet man noch heute Geschosse (9mm, 7,62 & Bmg 50).

Ich verweise schon an dieser Stelle auf einen folgenden Eintrag zum Thema "Unmittelbar nach dem Krieg in Schwachhausen."

Relikte:

Bmg cal. 50. Wahrscheinlich schweres Maschinengewehr des Typs Browning (dieses Kaliber wurde ebenfalls in Bordmaschinenkanonen bei Flugzeugen eingesetzt).
Ausstellungsstück.
Ein deutsches K 98 (Gewehr) Geschoss.

Eine K 98 Patronenhülse.












Fazit:

Der Krieg fand vor unsrer Haustür statt. Wir dürfen dankbar sein von derartigen Ereignissen verschont zu sein.
Ich habe die unmittelbaren Kriegsereignisse in Schwachhausen niedergeschrieben und nachrecherchiert, weil es ein großartiges Geschenk ist, jemanden in der Familie zu haben, der noch über diese Geschehnisse berichten kann.

Gruß,

S.t.a.l.k.e.r.


P.S.: Bitte beachten, dass dieser Eintrag in Zusammenhang zu "das Ende der Kampfgruppe Wiking" und "Unmittelbar nach dem Krieg in Schwachhausen" steht!




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Mittwoch, 22. Februar 2012

Found: Das alte Rittergut zu Schwachhausen




Lage: 

52°34'50.94'' N
10°14'25.99'' O

Beschreibung: 

Nicht mal jedem Taxifahrer im Landkreis ist das Dorf Schwachhausen bekannt. 
Dennoch ist es alle Male wert sich intensiv damit zu beschäftigen. Schwachhausen (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bremer Stadtteil) liegt im Flotwedel und zählt mit der Nachbarortschaft Offensen, als Ortsteil, zur Gemeinde Wienhausen.  
Wer aus Richtung Offensen nach Schwachhausen fährt, wird die einsam stehenden Häuser in der Feldmark zur Linken bemerken. Was heute wie ein Bauernhof erscheinen mag war bis Anfang des 19. Jahrhunderts ein prachtvolles Anwesen - erbaut nach dem 30 jährigen Krieg. 

Zeitgenössischer Kupferstich (Casper Merian aus Merian, 1654)
Zu sehen ist das Anwesen aus Richtung (Lachendorf) -  des sog. "Lorkberg" (höchste Erhebung der Gemarkung und selbst legendenbehafteter Hügelwald - siehe Kapitel Lorkberg und Riesenkuhle). Man erkennt, wie bewaldet die Gegend einst war.
Die im Bild rechts sichtbaren Gebäude sind heute noch vorhanden.
In dieser Karte (Ductus Brunsuicenensis) wird Schwachhausen als "Schwerhusen", kurz vor der Schwarzwassereinmündung in die Aller ,erwähnt.
Schwerhusen stammt weniger von "schwer" sondern hauptsächlich von "Swin-husen" was wiederum von "Swin" stammt. 
Es handelt sich also um einen Ort mit Schweinezuchtbetrieben. 

Das alte Gut Schwachhausen - Hintergrund: 

Der dreißig jährige Krieg dauerte von 1618 bis 1648. 
In den letzten Kriegsjahren bezog Johann Melchior Schenk von Winterstedt (* 1572, + 1640) den "Adeligen Sitz zu Schwachhausen". 

Wer waren die Von Winterstedt'? 

- Ein altes, schwäbisches Adelsgeschlecht aus dem Stammschlosse Winterstetten im Württembergischen Oberamte Waldsee (zwischen Biberach und Ravensburg). Von diesem Stammschloss sind kaum noch Spuren zu finden. 
Das Geschlecht Von Winterstedten kam 1482 in das Braunschweig-Lüneburgischen Kurfürstentum und führte auch hier den freiherrlichen Titel (Freiherr von Winterstedten). Laut unbestimmten Quellen liegt der Ursprung des Stammes bei den "alten Grafen von Than" (auch Thanen oder Thamm). Die von Thans waren auch als die "Truchsessen von Waldburg" bekannt, deren Stammvater der, 945 auf dem Lechfeld bei Augsburg (Schlacht Otto des I.) gebliebene Herr von Than und Winterstedten war. 
Dessen Urenkel Werner, Graf von Than und Truchsess von Waldburg war wiederum der Großvater der beiden Brüder Conrad und Arnold. Conrad führte den Stamm der Grafen von Waldburg fort. Arnold setzte um 1140 die Familie der Schenk von Winterstedt fort. Sein Sohn, Conrad II. war um 1227 kaiserlicher Statthalter in Schwaben und Burgund. Anfang des 15. Jahrhunderts führte zuerst Eberhard Schenk von Winterstädten der freiherrlichen Adelstitel (Freiherr). Während in Schwaben der Familienstamm ausstarb, wurde er im Braunschweig-Lüneburgischen Kurfürstentum (anderer Familienzweig) fortgeführt. Genannt sei Johann Melchior Schenk von Winterstedt (* 1572, + 1640). Er war bis 1640 markgräflicher badenscher Geheimer Rat, Obervoigt zu Durlach und Amtmann zu Mühlberg und Lindhorst. Johann Melchior wird offiziell als "Herr auf Schwachhausen" genannt. 

Grabskulptur des Freiherrn Friedrich von Winterstedt (+ 1659) in der Stadtkirche Celle. 

Unbedingt mal hingehen und ansehen!!! 

Georg Ludwig Schenk v. Winterstedt wurde am 02.02.1721 in Schwachhausen geboren und starb dort am 01.04.1721. Seine Tochter Anna wurde am 07.10.1710 ebenfalls in Schwachhausen geboren und verstarb am 28.06.1799 in Duttenstedt (Peine). Ihr Bruder, der Sohn Georg Ludwigs, Christian Christoph Schenk v. Winterstedt (S.v.W.)  wurde am 23.06.1712 in Schwachhausen geboren und verstarb am 18.02.1783 in Groß Ottenhaus bei Celle. 
1740 - 1789 wurden sechs nachweisliche Nachkommen der Schenk v. Winterstedt geboren. Diese seien an dieser Stelle nicht näher erwähnt. Um 1760 kann man sagen sei die Blütezeit des Anwesens in Schwachhausen gewesen. 
Am 18.06.1815 fiel Georg Carl Friedrich S.v.W. in der Schlacht um Waterloo (Brabant Wallon, Belgien). 
Auffällig im Stammbaum ist, dass in der folgenden Generation die Töchter (Sophie, Georgine und Fredericia) sehr früh verstarben. Fredericia war erst neun, als sie am 19.09.1801 in Schwachhausen verstarb. 
Der letzte Schenk von Winterstedt war Friedrich, der am 24.10.1792 in Schwachhausen geboren wurde. Trotz Heirat mit Sophie Catharine Holzgrefe (* 08.01.1771, Oppershausen), gingen aus dieser Ehe keine Kinder hervor. Laut Quellen gilt die Familie Schenk von Winterstedt (in Schwachhausen seit dem 07.03.1838 als ausgestorben. 

Was wurde aus dem Anwesen?

Was geschah, nachdem die Familie, deren Wurzeln sich sicher auf fast 1.000 Jahre zurückverfolgen lassen, ausgestorben war? 
-> Das Gut stand ca. 16 Jahre lang leer. Es wurde laut Archiv der Geschichte und Verfassung des Kurfürstentums Lüneburg nach Aussterben der Familie Schenk v. Winterstedt "von Sr (seiner) Majestät (den vier Gebrüdern Weding) verliehen worden". Major v. Weding (Garde Regiment) besaß nach Verzicht seiner drei Brüder das Rittergut und veranlasste die Zusammenlegung des Besitzes mit den in dem Amte Ebstorff belegenen Höfen zu Bode und Brauel bei der Ritterschaft (Versammlung). 

Die Folge: 





Somit konnte der Besitz aufgeteilt werden. (Siehe * Nachtrag unten!)

Der Adelssitz heute. Es stehen (wie schon beschrieben) nur noch wenige originale Gebäude des Guts. 
Das Hauptgebäude wurde Anfang des 19 Jh. komplett abgebaut und in Wienhausen in unmittelbarer Nähe des Klosters wieder aufgebaut. 


Fehlentscheidung?

Das letzte ursprünglich gehaltene Relikt des Guts wurde 2011 abgerissen. Es handelte sich dabei um den "Gutskrug" des alten von Schenk'schen Anwesens. Dieser stand mitten in Schachhausen an der T-Kreuzung Birkendamm/Offensener Straße. 
Vielen mag dieses Haus auch unter dem Namen "zum Forsthof" in Erinnerung sein. Es war über Jahre Treffpunkt vieler Feste und Veranstaltungen. Es wurde leider mit dem Bau eines neues Dorfgemeinschaftshauses überflüssig und wurde aufgrund seiner maroden Bausubstanz abgerissen. 

Funde:

In der Nähe des Gutes (auf "geheimen" Feldern)...
Da ich mich gänzlich ohne jede Erwartung auf einigen Feldern umgesehen habe um Belege für die Geschichtsträchtigkeit dieses Ortes zu finden, war ich positiv überrascht, dass man dort tatsächlich noch Relikte jener Tage findet.
Ein Bechergewicht.

Dies ist einer meiner schönsten Funde bisher (sie sind alle schön). Zu sehen ist die Innenseite mit den eingestanzten Buchstaben "CZ" oder "TZ" - welche Gewichtseinheit damit gemessen wurde, kann ich bisher nicht sagen, da früher jedes Gebiet eigene Gewichtseinheiten hatte. Jedoch ist es ein sehr kleines Gewicht, welches sich wohl eher eignet um Arzneien oder Zutaten für etwas abzumessen. Vielleicht gehörte es einem Apotheker oder jemandem der mit feinen Maßeinheiten zu tun hatte...

Bechergewichte:

Es handelt sich dabei um eine besondere Form von Gewichtssätzen. In einem Gehäuse befinden sich mehrere einzelne Becher bzw. Einsätze und ein sog. Schlussstein. Ähnlich wie bei den Martjoschkas (Russ. Holzpuppen) sind die Gewichte ineinander geschachtelt. Die Besonderheit besteht darin, dass das nächstfolgende Gewicht immer halb so schwer ist, wie das vorhergehende. Nur der Schlussstein wiegt so viel, wie der Becher in dem er liegt. Damals - ohne genaue Technik und nur mit Schmiedekunst - eine wirkliche Meisterleistung!

Wer mehr zu Gewichten, Maßeinheiten u.ä. wissen möchte, oder wer einfach nur prüfen will, dass meine Einordnung der Wahrheit entspricht, der sollte sich diese Seite einmal anschauen:


Dies ist das Gewicht noch mal von der Seite. Viel passt hier nicht rein...
Hier haben wir ein Teil eines verzierten Hespens. Zwar nicht nicht mehr alles erhalten, jedoch kann man ohne Zweifel sagen, dass dieser Hespen nicht an der Kellertreppe saß, denn er ist nicht nur verziert, sondern möglicherweise vergoldet.
Vielleicht saß er an einer Schatulle, Kiste o.ä....
Ein wirklich schönes Stück.


Eine alte Schnalle (Kupfer). 

Musketenkugeln (unterschiedliche Kaliber).
Sie wurden in der Jagd und im Krieg verwendet. Da die franz. Stellungen im siebenjährigen Krieg laut Karten bis in die Gegend um Schwachhausen reichten, könnten diese Kugeln aus Richelieus (Marshall von Frankreich nach 1748) Armee stammen...



Ein 2 Cent Stück ( Königreich Westfalen, Hieronimus Napoleon). Vorderseite.

Ein Relikt der französischen Besatzung (?)
 Ein 2 Cent Stück ( Königreich Westfalen, Hieronimus Napoleon). Hinterseite.

Dies ist ein Knopf. Heute sieht er einfach aus - damals war er filigran gearbeitet und sicherlich nicht billig, denn Öse und Knopf bilden eine Einheit. Billigere Knöpfe (und die an Uniformen) bestanden regelmäßig aus zwei Teilen. 








Ein einfacher Ring. Er war versilbert, jedoch ist davon nichts mehr zu sehen. Oben ist er verziert. 




Fazit: 

Der Besuch auf den alten Ländereien des Rittergutes/Adeligen Sitzes zu Schwachhausen war auf jeden Fall sehr lohnenswert. Zwar findet man wenig historische Atmosphäre vor, aber man bekommt ein gutes Gespür für die geschichtlichen Veränderungen, die die Zeit mit sich bringt. Im 18. Jh war das Gut unbewohnt - also tat man was man heute tut. Auch in unseren Tagen wurde ein Teil dieses geschichtsträchtigen Ortes Teil der Dorferneuerungsmaßnahmen. Wir sollten also keine Steine im Glashaus werfen, wenn wir uns beschweren, dass dort kein prächtiges Gutshaus mehr steht. Wichtig ist, dass die Geschehnisse der vergangenen Tage nicht in Vergessenheit geraten und entsprechend gewürdigt werden. 

Gruß, 

S.t.a.l.k.e.r.


P.s.: das Gelände befindet sich heute in Privatbesitz und ist nicht für unangemeldete Ortsbegehungen geeignet. 

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* Nachtrag: Das Gut Schwachhausen wurde 1876 abgebrochen und als Hoppesches Gutshaus in Wienhausen wieder aufgebaut. Es ist davon auszugehen, dass viele Baumaterialien weiter verwendet worden sind und beim Abbruch schon nicht mehr das komplette Gut stand. 
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Quellen: 
- http://www.online-ofb.de/
- Archiv für Geschichte u. Verfassung d. Fürstenthums Lüneburg, Band 2 und Band 4, -1856. 
- Neues Adelslexicon, Ernst Heinrich Kneschke, 1868. 
- Cellesche' Zeitung vom 23.02.2011 
- http://www.wenner.net/suche/G/Schwachhausen_Wienhausen_Adelicher_Sitz_Ansicht_Wasserschlosses_Meierei_Aller_Kupfer_Caspar_Merian%3B00009758.jpg 
- http://www.bildindex.de/obj20474818.html#|home 
- Google Maps
- Funddokumentation versch. Quellen. 




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