f Oktober 2014 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Toter Wanderer bei Garßen




Zwischen Vorwerk und Garßen, dort liegt ein Tannenwäldchen. Hier soll vor langer Zeit ein Bauer ums Leben gekommen sein, der sich in der Nacht verlaufen hatte. Man erzählte sich die Geschichte der Bauer gehe des Nächtens umher - immer auf der Suche nach dem Wege. 

Nun war ein Bauer aus Garßen auf dem Weg nach Boye. Es war ein kalter, regnerischer Tag. Abends wollte der Mann wieder daheim in Garßen sein - es wurde schon dunkel. Bereits auf dem Weg zurück sieht er schon die Lichter seines Heimatortes. Auf einmal dreht er sich zur Seite - da steht ein Mann neben ihm. Leichenblass mit einem alten Stock in der Hand. Ehe er sich versieht drängt ihn der Tote in Richtung Scheuen. Beinahe hätte der Bauer den rechten Weg schon verloren. Da besinnt er sich. Die Leute sagen, wenn man etwas umkehren würde, ließen einen die Geister in Ruhe. 

Er greift in seine Tasche und dreht eine Silbermünze von einer auf die andere Seite. Da war der Tote verschwunden. Der Bauer ging nach Hause. 

Bild: Garßener Loh (Wald) nördlich der Bahn. Quelle: Rezesskarte, 1860. 


Was ist an dieser Geschichte dran - das ist eine gute Frage. Einst gab es wohl einen Wald bei Vorwerk auf dem Wege nach Garßen. Ob dort jemand eines natürlichen oder unnatürlichen Todes starb, kann man natürlich nicht mehr genau sagen. 

Die Menschen waren einst vielleicht auch einfach anfällig für derartige Geschichten. Andererseits tun wir solche Sagen und Legenden heutzutage auf oft zu schnell als Blödsinn ab. Was auch immer sich damals ereignete - solche Geschichten muss man immer auch zu einem Stück annehmen und sich damit beschäftigen. 

Zumindest ist aus heutiger Sicht eines sicher - aufgeschrieben hat zu späterer Zeit niemand mehr etwas von diesem toten Wanderer bei Garßen. Vielleicht war es also nur eine Einbildung - vielleicht aber auch nicht. Wer weiß. 


Hendrik Altmann




Dienstag, 28. Oktober 2014

Der Schatz bei Eickligen




Einst stand in Eicklingen vor einem Haus ein alter großer Baum. An dem Baum rankte sich das Unkraut empor. Als der Bauer nun eines Tages mit seinen Leuten vom Feld kam, stand er mit ihnen noch einige Zeit auf dem besagten Hof. Da fuhren Fremde auf einem Wagen auf der Straße vorbei. Einer von ihnen sagte "da wo das Unkraut an dem Baum wächst - da ist Geld vergraben!" 

Der Bauer, der den Fremden gehört hatte, ging am nächsten Tage alleine zu der Stelle. Er rumpfte das Unkraut aus und grub bis zu den Wurzeln des Baumes. Und tatsächlich. Schon wenig später hatte er viele kostbare Münzen in seinen Händen. Er wurde ein reicher Mann. 

_______________________________________________________________________________

Was steckt hinter dieser alten Legende? Nun, wir wissen leider nicht zu welcher zeit sich die besagte Geschichte zugetragen haben soll. Danach ließe sich zumindest eingrenzen, aus welcher Zeit der Schatz stammen könnte. 

Es ist jedenfalls nicht ungewöhnlich gewesen, dass größere Mengen Geld an markanten Orten vergraben wurden. Nicht selten dienten alte Bäume als Verstecke für solche "Schätze". 

Einst gab es noch keine Banken und Depots - die Menschen mussten sich also Verstecke suchen, um ihre Habseligkeiten zu verbergen. Es konnte durchaus vorkommen, dass die "Verstecker" ihre Schätze nicht selber bergen konnten. Manchmal waren sie bereits im Kampf an anderen Orten umgekommen - ihre Schätze blieben aber verborgen, zumal es oft niemanden gab, der genau wusste wo diese lagen. 

Eicklingen lag schon immer an einer verkehrstechnisch günstigen Lage. Oft kamen Reisende durch dieses Dorf. Zu Kriegszeiten waren es nicht selten fremde Soldaten verschiedenster Truppen. So waren es im Jahr 1615 beispielsweise hansische Truppen auf dem Weg nach Braunschweig

Ganz gleich, ob die Geschichte nun wahr ist, oder reine Fiktion ist - solche Geschichten waren nicht ungewöhnlich. Und wer weiß, wie viele vergrabene Schätze aus alten Tagen noch anderen Ortes warten...

Montag, 27. Oktober 2014

Bunker bei Höfer




Es ist immer schön etwas Licht ins Dunkel bringen zu können. Trotz diesem "etwas" Licht tappe ich bei diesem Found Place noch ziemlich im Dunkeln. Es handelt sich um einen Bunker, welcher sich links der Straße zwischen Höfer und der Habighorster Höhe befindet. Anders als Munitionsbunker, die in diesem Blog bereits häufiger gezeigt wurden, befindet sich der Bunker zwischen Höfer und der Habighorster Höhe unter der Erde und ist noch relativ gut erhalten. (Ein Video mit allen Bunker-Bildern am Ende des Beitrags) 

Bild: Lage des Bunkers. Quelle: Google Earth. 


Aufzeichnungen gibt es so gut wie keine. Einige Quellen und entsprechende Hinweise finden sich auf der Seite Geschichtsspuren.de  (Klick). Fest steht, dass die Gegend um Höfer und der Kalischacht "Mariaglück" im Zweiten Weltkrieg zur Rüstungsproduktion genutzt wurde. Neben der Luftmunitionsanstalt am Aschenberg (Klick) gab es weitere Außenlager bei Habighorst - sogenannte Waldlager I und II. Auf der Karte des War Office aus dem Jahr 1945 sind sowohl Schachtanlagen, Außenlager als auch der besagte Bunker links der Straße verzeichnet. 

Bild: Kartenoverlay. Quelle: Google Earth / War Office Map 1945. 


Auf späteren Karten ist der Bunker nicht mehr verzeichnet. 

Bild: Kein Bunker mehr zu sehen. Quelle: TK des LK Celle 1971. 


Die entscheidende Frage ist: was hat es mit diesem Bunker auf sich? 

Mit etwas Erfahrung erkennt man schnell, das dieser Bunker nicht zu Verteidigungszwecken diente. Er besitzt kein sichtbares Schussfeld - wohin hätte als ein MG-Schütze oder dergleichen schießen sollen. Zumal kein Wirkungsfeld erkennbar ist und es an einer entsprechenden exponierten Stellung fehlt, scheinen Verteidigungszwecke auszuscheiden. 

Auf der Karte oben erkennt man, dass der Bunker zwischen dem Außenlager Waldlager II, der Bahnstrecke Höfer-Habighorst und den Schachtanlagen liegt. Es handelt sich vermutlich um einen Schutzraum, der vor Bombenangriffen schützen sollte. 

Allerdings ist der Schutzraum sehr klein (ca. max. 30 Quadratmeter). Aussagen zufolge soll es sich um einen Schutzbunker für das Leitungspersonal der Munitionsfabrik handeln. Das scheint zumindest schlüssig. Es bleiben aber noch einige Fragen offen. 

Bild: Bunkereingang. Quelle: Hendrik Altmann. 


Der Bunker macht einen recht massiven Eindruck. Trotzdem hätte er einem direkten Treffer nicht standgehalten. Musste er vermutlich aber auch gar nicht, denn er lag so weit abseits der Produktions- und Wohnanlagen, dass ein Treffer an dieser Stelle sehr unwahrscheinlich gewesen sein muss. Auf der Karte Oben ist sichtbar, dass es eine Zufahrt gab. Weiterhin verfügte der Bunker einst sicher über eine massive Tür. Im Eingangsbereich befindet sich ebenfalls eine Art Wache - wer den Bunker betrat, musste an einem extra ausgesparten Fenster vorbei. 

Bild: Bunkereingang. Quelle: Hendrik Altmann. 


Man kann nur vermuten was es damit auf sich hatte. Die Lage des Bunkers und seine Bauweise sprechen jedoch dafür, dass es sich hier nicht einfach nur um eine Unterkunft für die Lagerleitung handelte. In diesem Bunker sollten vermutlich nur entsprechend wichtige Personen Zuflucht finden. 

Bild: Bunker (unmittelbarer Eingangsbereich). Quelle: Hendrik Altmann. 


Weiterhin hatte man sich wohl auch darauf eingerichtet in diesem Schutzraum nächtigen zu müssen. Wandhalterungen deuten auf einstige Befestigungen für Pritschen hin. 

Bild: Bunkerwand. Quelle: Hendrik Altmann. 


Die Aufteilung des Bunkers wirft ebenfalls Fragen auf. Wie viele Menschen sollten hier im Extremfall unterkommen? Es gibt zwei gesonderte Räume, neben dem Zugangsbereich und der vermutlichen Wache. Was auffällt: kein Abort und keine Küche. Wer auch immer hier Zuflucht erhalten sollte, konnte demnach nicht lange bleiben. Die Bauweise spricht für eine Erbauung zum Ende des Krieges. 

Bild: Bunker innen. Quelle: Hendrik Altmann. 


Es ist somit unklar für welche Personen der Bunker bestimmt war und welchem genauen Zweck er diente. Sicherlich sollten hier entsprechend wichtige Leute Zuflucht finden um etwa einen Bombenangriff zu überstehen. Die anschließende Frage ist: warum befand man die militärischen Anlagen in und um Höfer als wichtig genug, um einen entsprechenden Bombenangriff evtl. vielleicht sogar zu befürchten? 

Bild: Bunker - einer der Räume. Quelle: Hendrik Altmann. 


Obgleich der Bunker gefunden und als Found Place erfasst wurde, bleiben einige Fragen offen. Wozu genau diente der Bunker? Kam er je zum Einsatz? Wer nutzte ihn? Vielleicht bringen die weiteren Nachforschungen mehr Licht ins Dunkel. 

Bild: Bunker - Belüftungsschacht. Quelle: Hendrik Altmann. 


Es ist manchmal schwer die letzten Ereignisse des Kriegs bzw. des Krieges überhaupt zu erforschen. Bei diesem Bunker bleiben bis jetzt noch einige Fragen offen. Es war ein Schutzraum, der sicherlich nur besonders wichtigen Personen diente. Die Lage und Beschaffenheit sprechen für eine Entstehung zum Ende des Krieges. Fraglich ist warum man die Anlagen in Höfer als derart wichtig einstufte, um es als notwendig zu bewerten einen derartigen Schutzbunker zu errichten. 

Es müssen dahingehend weitere Nachforschungen erfolgen. 

An dieser Stelle herzlichen Dank an J. Schakeit für den hilfreichen Hinweis zu diesem Bunker! 

Viele Grüße, 
Hendrik



Hier ein Video von mir mit allen Bildern aus dem Bunker: 
https://vimeo.com/110150955


Fundausstellung

Bild: Vortrag Hendrik Altmann. Quelle: K. Achten. 



Offensen. Am Sonnabend, den 25. Oktober fand im Dorfgemeinschaftshaus Offensen-Schwachhausen eine Fundausstellung der Sondengängergemeinschaft Allertal statt. Die Aussteller, welche als genehmigte Sondengänger Feldfunde mit dem Metalldetektor im Landkreis bergen dürfen, zeigten eine umfassende Auswahl ihrer Fundstücke. In einem begleitenden Vortrag erläuterte Hendrik Altmann die Hintergründe und Probleme des Themas „Sondengehen“. Die Veranstaltung wurde sehr gut angenommen – insgesamt rund 70 Besucher bestaunten unterschiedlichste Fundstücke. Die Vielfalt umfasste beispielsweise einfache Gürtelschnallen aus der Zeit um 1650, Münzfunde sowie mittelalterlichen Fibeln (Gewandschnallen).


Dass hinter dem Thema „Sondengehen“ mehr steckt, als das bloße Ausgraben von metallischen Objekten, wurde ebenfalls im Vortrag von Hendrik Altmann deutlich. Die gute Kommunikation zwischen Sondengängern, Archäologen und Denkmalbehörden ist wichtig, damit keine Informationen verloren gehen und Fundzusammenhänge erhalten bleiben. Die Celler Sondengänger unterstützen regionale Projekte, wie beispielsweise die laufenden archäologischen Untersuchungen in Altencelle durch Frau Dr. Lohwasser.

Ob die Fundausstellung, welche in die erste ihrer Art im Landkreis Celle war, wiederholt wird, ist noch nicht sicher. Vielleicht ergeben sich weitere Möglichkeiten derartige Feldfunde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.




Bild: Vortrag Hendrik Altmann. Quelle: K. Achten. 


Bild: Vortrag Hendrik Altmann. Quelle: K. Achten. 


Bild: Publikum. Quelle: K. Achten. 


Bild: Publikum. Quelle: K. Achten. 


Bild: Funde (R. Brandes). Quelle: K. Achten. 



Bild: Funde (W. Hoehne). Quelle: K. Achten. 


Bild: Funde (Hendrik Altmann). Quelle: K. Achten. 




Sonntag, 12. Oktober 2014

Marinesperrzeugamt II

Dem Marinesperrzeugamt Starkshorn hatte ich mich bereits einmal ausführlich gewidmet. Weitere Informationen dazu finden sich hier: Marinesperrzeugamt Starkshorn (Klick). 

Nun habe ich vor Ort kürzlich einen, mir bisher nicht bekannten Bunker gefunden, der sogar noch eine "echte" Holztür hat. Das war Anlass genug noch einmal ein paar schöne Bilder in den Blog aufzunehmen.

Wer es bislang nicht wusste - im Marinesperrzeugamt wurden einst Seeminen und Torpedos gefertigt. Zu Kriegsende nutzten die Briten das Gelände als Sprengplatz. Das kann an unter anderem hier nachlesen: Marinesperrzeugamt Starkshorn (Klick). 

Bild: erhaltender Bunker, Marinesperrzeugamt. Quelle: Hendrik Altmann. 


Als die Briten das Gelände nach Kriegsende übernahmen, wurden die Munitionskammern der Bunker mit eingesammelter Munition gefüllt und gesprengt. Der nun entdeckte Bunker scheint diesem Schicksal entgangen zu sein. 

Bild: erhaltender Bunker, Marinesperrzeugamt. Quelle: Hendrik Altmann. 


Sogar die Tür scheint im Original erhalten geblieben zu sein. Es ist etwas verwunderlich, dass dort Holztüren verbaut wurden. 

Bild: erhaltender Bunker, Marinesperrzeugamt. Quelle: Hendrik Altmann. 


Wenn man sich etwas dünn macht, kann man einen kurzen Blick in den Bunker werfen. Das Guckloch an der Tür kann ich mir im Grunde genommen nur zur Belüftung erklären. 

Im Innern befinden sich einige alte Metallteile - nichts Besonderes und schon gar nichts, was man haben möchte. Die Wände sind erstaunlich gut erhalten. Das liegt unter anderem an einem ausgeklügelten Belüftungssystem. Diese Bunker besaßen eine Art Schornstein für die Frischluftzufuhr.  

Die Kammer ist recht klein. Hier wurden mit Sicherheit nur Infanteriemunition - allerhöchstens Handgranaten gelagert.

Bild: erhaltender Bunker, Marinesperrzeugamt. Quelle: Hendrik Altmann. 


Ein paar Meter weiter befindet sich ein weiterer Bunker. Dieser scheint auf den ersten Blick noch gut erhalten zu sein. Allerdings zeigen sich hier ebenfalls Spuren der Sprengung - die Rückseite fehlt komplett. 

Bild: erhaltender Bunker, Marinesperrzeugamt. Quelle: Hendrik Altmann. 


Wer mehr zum Marinesperrzeugamt erfahren möchte, sollte einfach mal einen Blick in den Hauptartikel werfen. 

Dieser ist über folgenden Link erreichbar: 



Beste Grüße, 

Hendrik 



Samstag, 11. Oktober 2014

Altenhagen


Altenhagen. Heute ist dieser Ort mit der Stadt Celle verwachsen und grenzt sich nur noch durch eine schmale Feldflur ab. Das war jedoch nicht immer so. Altenhagen ist ein Ort mit Geschichte. Im folgenden Beitrag soll diese gewürdigt werden. 

Wann ist der Ort entstanden? Diese Frage konnte in den zahlreichen Chroniken und Aufzeichnungen bislang nicht eindeutig geklärt werden. Eine erste Erwähnung findet sich möglicherweise in einer Schnedebeschreibung (Grenzbeschreibung) des Bistums Hildesheim aus dem Jahre 1007. Darin wird ein Ort "Hainanblic", unmittelbar nach Celle genannt. Dieser muss zwischen Celle und dem sogenannten "Ekkrikesweg" - einer alten Heerstraße, deren ungefährer Verlauf der heutigen B 191 gelegen haben. 

Bereits Johann Heinrich Steffens stellte im Jahr 1763 fest, dass das Dorf Altenhagen, zu welcher Zeit es auch entstanden sein mag, nicht immer die damals aktuelle Feldflur aufwies. Steffens mutmaßte, dass sich dort, wo später der Ort Altenhagen entstand, einst Wald befand. Mächtige Eichen sollen dort gewachsen sein und einige Häuser der Stadt Celle sollen sogar aus dem Holz jener Bäume erbaut worden sein. Steffens vermutete, dass die Sprache, also der Wald, welcher sich östlich Lachtehausens erstreckt, sich einst noch weiter nördlich fortsetzte. Die Feldflur Altenhagens, das sogenannte Roland, deutete Steffens als "gerodetes Feld", also als ehemalige Waldflächen, die abgeholzt wurden. Als Indiz führt er unter anderem an, dass hier die alte Hagensprake gelegen haben soll. 

Dementsprechend wäre der Name Hainanblic möglicherweise ebenfalls in Richtung "Wald" zu deuten (Hain = Waldfläche). 

Dass der Ort bereits aus so früher Zeit stammen könnte scheint plausibel - schließlich verlief hier, nördlich von Altencelle einst die Grenze zwischen zwei alten sächsischen Gauen - dem Loingau und dem Gretingau. Die Grenze, oder auch Schnede, verlief weiter in Richtung Norden auf den Ort Garßen zu. Dort ist noch heute die Straße "Gersnethe" nach dem Schnedeverlauf benannt. 

Ab 1377 ist der Ort unter dem Namen "Oldenhagen" im Schatzregister der Vogtei Celle genannt. Ebenfalls im Schatzregister der Großvogtei Celle von 1438 ist der Ort mit "Oldenhagen" bezeichnet. 

Bereits Steffens zog in seinem Werk "Celle im Lüneburgischen 1763" den Schluss, dass Altenhagen und Neuenhagen (Nienhagen) in Zusammenhang stehen. Ausgerechnet die Schulchronik Nienhagens vermittelt einen interessanten geschichtlichen Einblick. Demnach bezeichnete Altenhagen "den zwecks Hegung des Wildes umzäunten Wald". Dieser hieß früher allgemein "Hagen" - im Sinne von Einfriedung bzw. geschützter Ansiedlung. Auch die Schulchronik erwähnt erhebliche Waldungen im Umkreis Altenhagens. Allerdings scheint sich die Nienhagener Schulchronik in wesentlichen Teilen an dieser Stelle den Ausführungen Steffens aus dem Jahre 1763 bedient zu haben. 

Ob der Ort nun bereits um 1000 existierte, oder nicht - spätestens 1377 tauchte er in den Schatzregesten auf. Die dort verlaufende Grenze würde sicherlich dafür sprechen, dass Altenhagen um einiges älter ist, als die schriftlichen Überlieferungen belegen. 

Zwischen dem 9. August 1376 und dem 24. Juni 1377 kam es zur Brandschatzung des Ortes durch Abgesandte Heinrichs von Veltheim. 

Um 1600 taucht der Ort erstmals in Karten auf. 

Bild: Altenhagen. Quelle: Johann Mellinger, um 1600. 


Besondere Bedeutung erfuhr Altenhagen, als Ort an dem die herzögliche Reiherbeize ausgetragen wurde. Diese galt als "fürstliches Handwerk" und wurde vornehmlich von adeligen ausgetragen. Unter der Reiherbeize wird die Jagd auf Fischreiher mit Edel-Falken verstanden. Die Falken wurden vom Falkner auf der Faust getragen. Dieser ließ den abgerichteten Jagdvogel los, wenn sich ein Reiher zeigte. Die Jagdvögel hatten einst hohes Ansehen und waren äußerst wertvoll. 


Allerdings waren ausreichend Reiher nötig - deswegen wurden diese Tiere gezüchtet. In Groß Hehlen befanden sich große angelegte Nistplätze für die Vögel. Einer Beschwerde des Hans Jürgen Gärtner aus dem Jahre 1691 nach, vernichteten diese Vögel ihm fast seinen gesamten Waldbestand. 

Auf den freien Flächen vor Celle, zwischen Garßen, Vorwerk und Altenhagen fanden des Öfteren Jagten auf Reiher statt. Die Reihersäule, auch als Reiherpfal bezeichnet, zeugt von dieser Zeit. 



Bild: Reiherstein bei Altenhagen. Quelle: Speicher. 

Die Säule, bestehend aus sieben einzelnen Teilen, misst eine Höhe von etwa 12 Fuss (3m) und eine Breite von ca. 1,5 Fuss (0,5m). Sie trägt die Inschrift: 

Im Monath
Juni 1650 ist
der Anfang des 
Reyer Hauses zo 
Havwen gemacht
Ao 1653 haben sie 
zum ersten ge-
hecket als das 
Jahr 7 Fsahr. 

Am 12. marthy 
Ao 1660 haben
ihr füstl: 
Durchl. auf 
dieser Stete 
den ersten 
Reyer gefangen 



Bild: Reiherstein bei Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut. 


Bild: Reiherstein bei Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut. 


Bild: Reiherstein bei Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut. 


Bild: Reiherstein bei Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut. 


Die Inschrift stammt aus einer Aufzeichnung von Schaumann, Liebenburg aus dem Jahr 1842. Heute ist sie nicht mehr so zu gut zu entziffern. Mit dem Tode Georg Wilhelms am 28. August des Jahres 1705 wurde die Residenz nach Hannover verlegt. Zwar blieb die Reiherzucht bei Altenhagen zunächst erhalten - geriet jedoch in den nachfolgenden Jahren immer stärker in Vergessenheit. Aus Berichten des Burgvogtes Brüggemann aus dem Jahr 1734 ist zu ersehen, dass der Reiherbestand bereits stark gelitten hatte. 

Eine erste kartografisch genaue Darstellung des Ortes stammt aus dem Jahr 1732. 

Bild: Karte von Altenhagen. Quelle: Environs von der Stadt Zelle. 


Zwischen der nächsten kartografischen Erfassung im Jahr 1780, nämlich der Kurhannoverschen Landesaufnahme, kam es zum Siebenjährigen Krieg. Im verlauf der Auseinandersetzung kam es bei und in Celle zu bedrohlichen Situationen, als sich im Jahr 1757/1758 französische und alliierte Truppen an der Aller gegenüber standen. 


Bild:  Altenhagen im Siebenjährigen Krieg. Quelle: Found Places


Auf alliierter Seite stand Herzog Ferdinand von Braunschweig dem französischen Heer unter dem Marshall de Richelieu gegenüber. Zu einem Zusammentreffen der Heere kam es nicht. Herzog Ferdinand von Braunschweig schlug unweit des Ortes sein Quartier auf. Weitere Informationen: Siebenjähriger Krieg bei Celle (Klick). 

Mitte des 17. Jahrhunderts schloss sich die Kirchengemeinde Altenhagen an die Stadtkirchengemeinde Celle an. 

Der erste genauere kartografische Nachweis Altenhagens stammt aus dem Jahr 1780. 

Bild: Karte von Altenhagen. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme 1780. 


Die Karte zeigt den Ort südöstlich der alten Straße, welche von Celle nördlich nach Uelzen und weiter nach Lüneburg verlief (siehe: alte Wege bei Celle (I)). Der Reiherpfahl ist hier ebenfalls eingezeichnet. Er lag vergleichsweise recht weit ab des alten Dorfes Altenhagen - inmitten der Feldmark. 

Der Atlas von Papen aus dem Jahr 1839 zeigt bereits die ausgebaute Chaussee nach Uelzen. 

Bild: Karte von Altenhagen. Quelle: Papenatlas 1839. 


Noch das Preußische Messtichblatt aus dem Jahr 1899/1901 zeigt Altenhagen im ursprünglichen Zustand. Die Straße nach Lachtehausen war bereits ausgebaut. Gut erkennbar sind auch die Kiesgruben im Nordosten des Dorfes. 

Im Jahr 1858 bestand Altenhagen noch aus 15 pflichtigen Hausstellen. Es war ein Schulhaus vorhanden, sowie ein nicht-landtagsfähiger Sattelhof. 

Bild: Karte von Altenhagen. Quelle: Preußisches Messtichblatt 1899/1901. 


Diesen Stand gibt ebenfalls die 1904 erschienene Aufnahme des Deutschen Reiches wider. In dieser Karte war die Bahnstrecke Celle-Wittingen noch nicht verzeichnet. 

Bild: Karte von Altenhagen. Quelle: Aufnahme des Deutschen Reiches 1904. 


Einst wurde im Norden des Ortes massiver Abbau von Kies betrieben. Bei den Abtragungen wurden u.a. frühzeitliche Relikte geborgen. Auf karten sind die Kiesabbaugebiete noch erkennbar. 

Bild: Karte von Altenhagen. Quelle: War Office 1945. 


Erst in der Nachkriegszeit wurden die einstigen Kiesabbauflächen geebnet und neu bebaut. Von den einstigen Feldern rund um den Ort ist heute kaum noch etwas zu sehen. 


Bild: Karte von Altenhagen. Quelle: Messtichblatt 1960.  


Mit der Zeit verwuchs der Ort immer stärker mit den Ausläufern der Stadt Celle. Am 1. Januar 1973 erfolgte schließlich die Eingemeindung Altenhagens in die Kreisstadt Celle. Heute trennen nur noch einige Felder Altenhagen von Celle. 


Bild: Karte von Altenhagen. Quelle: TK 1:25.000 1971. 


Im Nordosten Altenhagens wurden große Flächen für Industriegebiete erschlossen. Das  aktuelle Satellitenbild zeigt daher einen krassen Kontrast zu den älteren Karten des Ortes auf. 

Bild: Altenhagen heute. Quelle: Google Earth.  



Heutige Ansichten...

Bild: Dorfstraße Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut 2014. 



Bild: Dorfstraße Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut 2014. 



Bild: Dorfstraße Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut 2014. 



Bild: Dorfstraße Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut 2014. 



Bild: Dorfstraße Altenhagen. Quelle: Simon Blahaut 2014. 


Ob Altenhagen wirklich einer der ältesten Orte im Landkreis ist, bleibt ungewiss. Die Quellen sprechen zumindest dafür, dass hier einst eine alte Grenze verlief und der Ort in der Geschichte fortlaufend eine gewisse herausragende Bedeutung innehatte. Es ist letztlich unerheblich, ob der Ort nun "alt" oder "sehr alt" ist. Am Ende ist festzuhalten, dass Altenhagen auf eine einzigartige Geschichte voller Höhen und tiefen zurückblicken kann. Diese Geschichte lässt sich eindrucksvoll anhand alter Karten verdeutlichen. 

Vielen Dank noch einmal an Simon Blahaut für das aktuelle Bildmaterial. 

Dieser Beitrag wird, wie andere Einträge im Ortsverzeichnis ebenfalls, laufend ergänzt und erweitert.  


Hendrik.