f Wochenendgebiet zwischen Nordburg und Schwachhausen ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Montag, 9. Februar 2015

Wochenendgebiet zwischen Nordburg und Schwachhausen




Es ist kein Geheimnis, dass sich die Landschaft um uns herum ständig wandelt. Heute leben mehr Menschen, als jemals zuvor - es ist also nicht verwunderlich, dass sich die Landschaft heutzutage schnell und tiefgreifend wandelt. Bereits 40 Jahre reichen schon, die Umgebung so zu beeinflussen, dass man sie beinahe nicht wiederkennt. 

So auch in diesem Fall. Noch vor rund 40 Jahren war der Wald zwischen Nordburg und Schwachhausen unbesiedelt - heute befindet sich dort das "Wochenendgebiet", welches in seiner Ausdehnung die umliegenden Ortschaften um ein Weites übersteigt. Auf der topografischen Karte von 1971 war davon allerdings noch nichts zu sehen...

Bild: Wald zwischen Nordburg und Schwachhausen. Quelle: TK LK Celle 1971. 


Heute finden sich an derselben Stelle Straßen und Häuser im Wald. Diese sind ebenfalls auf dem aktuellen Satellitenbild erkennbar. 

Bild: Wald zwischen Nordburg und Schwachhausen heute. Quelle: Google Earth.  


Maßgeblich geprägt wurde die Landschaft um das heutige Wochenendgebiet auch durch den Verlauf der Aller. Dieser wurde alleine in den letzten 60 Jahren mehrfach durch Flussbegradigungen angepasst. Ein im vergangenen Sommer aufgenommenes Luftbild zeigt die Flusslaufänderungen zwischen der Langfinger Schleuse und der Schwachhäuser Allerbrücke. Auf der linken Seite liegt das Wochenendgebiet im Wald. 


Bild: Aller zwischen Langlingen und Schwachhausen heute. Quelle: Hendrik Altmann.  


Aus der seitlichen Perspektive ist das heutige Wochenendgebiet kaum erkennbar. der Wald sieht so immer noch fast so aus, wie vor der Errichtung der ersten Wochenendhäuser. 


Bild: Wald zwischen Langlingen und Schwachhausen heute. Quelle: Hendrik Altmann.  



Aber wie sah die Gegend früher aus? 
Die Kurhannoversche Landesaufnahme aus dem Jahr 1780 zeigt die Landschaft zwischen Nordburg und Schwachhausen aus ausgedehnte Feldflächen. In deren Süden schlängelte sich der Allerstrom durch sumpfiges Wiesengelände. Eine direkte Straßenverbindung zwischen Schwachhausen und Nordburg gab es zwar nicht - wohl aber die Schwachhäuser Allerbrücke. Die Wegverbindung zwischen den beiden Orten zog sich geschwungen durch kleine Koppeln, Wiesen und Felder - das sogenannte "Bettenhoop" - dazu später mehr. 

Bild: Wochenendgebiet vor rund 240 Jahren. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme um 1780.  


Vergleicht man die Karte von 1780 mit der aktuellen Satellitenaufnahme der Gegend, so werden deutliche Unterschiede erkennbar. Beispielsweise der alte Verlauf der Aller oder die Struktur der landwirtschaftlichen Flächen. Der größte Unterschied dürfte wohl darin liegen, dass 1780 der heutige Wald noch aus Feldflächen bestand - das zeigt jedenfalls die Karte. 

Bild: Wochenendgebiet vor rund 240 Jahren. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme um 1780 / Google Earth.  


Um der Jahr 1850 fand in unserer Heimat eine einschneidende Flurbereinigung statt: die Verkopplung. Im Rahmen dieser Maßnahme wurde eine verblüffend exakte Karte gezeichnet, die für uns heute noch so manche spannende Information bereithält. Diese Karte lässt sich ebenfalls ins aktuelle Satellitenbild in Google Earth integrieren. 

Bild: Wochenendgebiet vor rund 150 Jahren. Quelle: Verkopplungskarte um 1850 / Google Earth.


Auch auf der Verkopplungskarte erkennt man, dass das heutige Wochenendgebiet einst noch als landwirtschaftliche Fläche genutzt wurde. Zahlreiche kleinere Parzellen waren unterteilt. Einige haben sich namentlich sogar noch bis heute erhalten. dazu gleich mehr. 

Blickt man in der Geschichte etwas weiter, so kann man sich die Karte des War Office von 1945 ansehen. Sie zeigt das heutige Wochenendgebiet bereits bewaldet - jedoch noch immer unbesiedelt. 

Bild: Wochenendgebiet vor rund 70 Jahren. Quelle: War Office 1945. 


Die Auswirkungen der Verkopplung werden besonders deutlich, wenn man die Karte von 1945 als Overlay in Google Earth einbindet und mit den älteren Kartendarstellungen vergleicht. 

Man erkennt, dass sich die Größe der Felder und der Verlauf der Aller im Süden stark gewandelt hat. 

Bild: Wochenendgebiet vor rund 70 Jahren. Quelle: War Office 1945 / Google Earth. 


Heute erinnert fast nichts mehr an jene Zeit. Die Infrastruktur hat sich maßgeblich gewandelt. 

Bild: Wochenendgebiet heute - Blick aus Richtung Schwachhausen. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Wochenendgebiet heute - Blick aus Richtung Schwachhausen. Quelle: Hendrik Altmann. 


Lediglich einige alte Namen geben Hinweis darauf, dass sich hier einst ausgedehnte Felder erstreckten. Beispielsweise lautet einer der interessantesten Straßennamen des heutigen Wochenendgebiets "Brodacker". Auch der geschichtliche laue wird hier schnell darauf kommen, dass der Name auf ein Feld deutet, auf dem Getreide, zur Herstellung von Brot, angebaut wurde. Aber weit und breit ist ein solches Feld heute natürlich nicht mehr zu sehen. 

Bild: Wochenendgebiet heute - Straße "Brodacker". Quelle: Hendrik Altmann. 


In der Verkopplungskarte von1850 ist dieser Flurname noch enthalten. Die "Brodäcker" lagen einst entlang der heutigen Straße. Sie bestanden einst nicht aus einer zusammenliegenden Fläche, sondern aus vielen kleinen Teilstücken, die im Zuge der Verkopplung zusammengeschlossen wurden. 

Bild: Die "Brodacker". Quelle: Verkopplungskarte von 1850. 


Auch der Name "Bettenhop" (in der Karte von 1780 noch als "Bettenhoop" geschrieben) erklärt sich auf diese Weise. Anders als man vielleicht vermuten könnte liegt der Ursprung des namens nicht in einer alten Hofstelle, sondern in "Betten" und "Hoop". Das "Hoop" steht dabei für (Plattdeutsch) "Haufen" - also vermutlich eine Fläche auf der einst Heu gelagert und auf Haufen aufgeschichtet worden ist. 

Bild: Die "Bettenhoop". Quelle: Verkopplungskarte von 1850. 


Von den Äckern ist heute freilich nichts mehr zu erkennen. Lediglich an der Straße zwischen Nordburg und Schwachhausen finden sich noch Feldflächen, die bereits in jener alten Zeit bewirtschaftet worden sind. 

Bild: Wochenendgebiet heute. Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Wochenendgebiet heute. Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Wochenendgebiet heute. Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Wochenendgebiet heute. Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Wochenendgebiet heute. Quelle: Hendrik Altmann. 


Viele der alten Flurbezeichnungen sind heute bereits längst vergessen. Die zugehörigen Felder bestehen ebenfalls seit gut 100 Jahren als solche nicht mehr. Das Wochenendgebiet ist damit einer der Räume im Landkreis Celle, die sich innerhalb der letzten 250 Jahre am gravierendsten verändert haben. Erst fanden sich hier Feldflächen, die zu Wald wurden. Dieser wurde später durch Besiedlung vollkommen umfunktioniert. 

Hendrik Altmann




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