f Eine Hausruine bei Oberohe ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Mittwoch, 9. September 2015

Eine Hausruine bei Oberohe


Abseits eines alten Weges in der Heide bei Oberohe stehen die Fundamente eines Hauses. Vielleicht  handelt es sich aber auch um einen alten Bunker oder eine Schutzhütte. Was könnte der  einstige Sinn dieser Ruine gewesen sein? Eine Bestandsaufnahme...

Dieser "Found Place" liegt zugegebener Maßen recht abseits. Auf einer Tour durch die Gegend fielen mir die alten Fundamente auf - ein gutes Beispiel dafür wie wichtig Ortsbegehungen im Bereich Heimatgeschichte sind. 

Ausgehend vom Parkplatz bei Oberohe gelangt man recht bald an die ehemaligen Kieselgurgruben - deren historische Bedeutung noch einmal ein Kapitel für sich wären. Vorbei an ausgedehnter Heideflächen kann man den ausgeschilderten Wanderwegen in Richtung Lutterloh folgen. 

Bild: Lage der Hausruine. 
Quelle: Google Earth. 


Am östlichen Rand einer kleineren Heidefläche, unmittelbar am Waldrand zum sogenannten "Kalbsloh" befindet sich ein quadratisches Fundament im Boden. Die ca. 1 Meter hohen Wände aus Beton sind etwa auf Hohe des umliegenden Bodens und ragen nur ein kleines Stück darüber. Auf der Rückseite befindet eine Tür - einige Stufen führen hinunter. Auf der Vorderseite ist ein kleines Fenster erkennbar. 

Bild: Lage der Hausruine. 
Quelle: Google Earth. 


Die Wände messen eine Stärke von etwa 15-20cm. An den Ecken ragen rostige dicke Schrauben hervor. Einst muss das kleine Gebäude über eine Tür aus Holz verfügt haben, denn im Zugangsbereich findet sich noch eine Verankerung mit einem Hespen im Beton. 

Bild: Ruine Vorderansicht. 
Quelle: Google Earth. 


Bild: Ruine Vorderansicht. 
Quelle: Google Earth. 


Bild: Ruine Vorderansicht. 
Quelle: Google Earth. 


Bild: Ruine einstige Tür (Hespen noch erhalten). 
Quelle: Google Earth. 


Bild: Ruine - Schrauben an den Ecken
Quelle: Google Earth. 


Es stellt sich die Frage welchem Zweck dieses kleine Gebäude früher gedient haben könnte. Außer den genannten Merkmalen finden sich keine Hinweise um was es sich hier handeln könnte. An einem so abgelegenen Ort scheiden allerdings einige Möglichkeiten aus - es wird sich, auch aufgrund der Größe - nicht um ein Wohngebäude gehandelt haben. 

Weiterhin deuten die baulichen Umstände darauf hin, dass dieses Gebäude sehr stabil sein sollte / musste. Sonst hätte man sich kaum die Mühe gemacht Beton in dieser Stärke zu verbauen. Auffällig ist auch, dass das Gebäude in der Erde liegt und nicht darauf steht. Die Treppenstufen führen eindeutig nach Unten - das Gebäude ist also nicht abgesackt oder später von Sand umgeben worden. Nein - es wurde absichtlich derart eingebettet. Die Bauart und verwendeten Materialien lassen darauf schließen, dass das Gebäude in der Zeit zwischen 1900 und 1930 entstanden sein muss. In dieser Zeit fand ebenfalls in unmittelbarer Nähe der Abbau von Kieselgur statt. Weiterhin wurde der Standort Unterlüß zu einem großen Schießplatz ausgebaut. 

Die Vermutung liegt nahe, dass es eine Schutzhütte, ein alter Bunker früherer Bauart oder ein Rest eines Trafohauses sein könnte. In alten Karten ist das kleine Gebäude nicht verzeichnet. 


Bild: Keine Hinweise in einer alten Karte (1900).
Quelle: Preußisches Messtischblatt Unterlüß, 1:25.000, 1900. 



Bild: Keine Hinweise in einer alten Karte (1945).
Quelle: War Office Map, 1:25.000, 1945. 


In den alten Kartenwerken sind Bienenzäune, Jagdhütten und die Gebäude der Kieselgurproduktion verzeichnet. Dahingehend sind die Karten für diese Gegend durchaus genau. Es stellt sich also die Frage, ob das besagte Gebäude vergessen - oder bewusst ausgelassen wurde. 

Sollte letzteres der Fall sein, könnte es sich um ein militärisch genutztes Objekt handeln, das man einst nicht verraten wollte. Zumal das Gebäude an einem alten Weg liegt könnte es einst ein kleinerer Kontrollposten gewesen sein. Inwiefern diese These Sinn ergibt ist allerdings unklar, denn in der näheren Umgebung gibt es nichts was durch einen solchen Kontrollposten hätte gesichert werden können. 

Noch heute führen Stromleitungen durch diese Gegend. Möglicherweise handelt es sich bei dem Gebäudefundament also um Relikte eines alten Trafohäuschens. Ein solches hätte jedoch in den Karten verzeichnet sein müssen. Sonstige Quellen zu diesem Objekt sind unbekannt - schriftlich ist nirgendwo ein Hinweis darauf zu finden. 

Es wird also noch einiger Recherchearbeit bedürfen, um den einstigen Zweck dieses Reliktes zu klären...

Hinweise gerne an: found-places@live.de


H. Altmann