f Juni 2016 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 16. Juni 2016

Geschichtliches zur Mühlenmasch in Celle



Wie es auf der Mühlenmasch weitergeht ist wohl noch nicht ganz geklärt. Sicher dürfte aber sein, dass sich die Gegend um den Schützenplatz verändert. Keine schlechte Gelegenheit, um sich die Geschichte der Mühlenmasch mal ein wenig genauer anzusehen...


Das Gelände der Mühlenmasch dürfte wohl einer der wenigen verbliebenen Plätze in unmittelbarer Nähe zur Celler Innenstadt sein das noch nie einer durchgängigen Bebauung ausgesetzt war. Wie kam es überhaupt zum Namen "Mühlenmasch"? Und was hat sich dort in der Vergangenheit alles so zugetragen? In diesem Beitrag sollen ein paar Schlaglichter der Geschichte der Celler Mühlenmasch vorgestellt werden. 

Herzog Otto der Strenge (*1266; + 1330) erließ als erster Weideberechtigungen auf der Mühlenmasch. Seither galt der Platz als Weidefläche für das Vieh der aufstrebenden Stadt (Masch = Platz für den Viehauftrieb). Die Bürger von Altenhäusen besaßen das Recht zur Schafweide auf der Mühlenmasch. Das letzte Pferdelager ist für das Jahr 1680 überliefert. 

Später wurde die Mühlenmasch zum Musterungsplatz der Celler Bürgerwehr. Für den 27. Mai 1667 ist eine Musterung mit Bürgern, die "Spieße" trugen überliefert. 

Am 30. September 1669 wurde von Herzog Georg Wilhelm der an der Mühlenmasch ansässige Schützenhof mit dem Recht auf freien Wein- und Bierschank ausgestattet. 

Um 1710 ist der Neubau der zur Mühlemasch führenden Allerbrücke überliefert. 

Düstere Zeiten erlebte die Mühlenmasch um das Jahr 1715. Bereits Spangenberg berichtet in seiner 1829 erschienenen Stadtbeschreibung von den einstigen Ereignissen. Im November des Jahres 1715 wurde Celle wiederholt von der Pest heimgesucht. Zuerst trat die Krankheit in der neuen Straße auf. Spangenberg berichtet "Zeug und Hausgerät aus den infizierten Häusern wurde des Nachts abgefahren und auf der Mühlenmasch teils gereinigt, teils verbrannt, das letztere den Eigentümern mit barem Gelde ersetzt." 

Im Jahr 1728 wurden die Weiderechte an der Mühlenmasch durch den Rat verpachtet. 

Am 15. August 1757 erschien eine Kompanie von 100-150 französischen Dragonern in Celle. Es war die Zeit des Siebenjährigen Krieges. Die weiter verlangten die Versorgung ihrer Pferde mit Stroh und Hafer. Vom Kornboden des auf der Mühlenmasch befindlichen Heu- und Strohmagazine wurden die Rationen entnommen, berichtet der Celler Stadtchronist Clemens Cassel. 

Im April des Jahres 1758 ließ der französische General Maurin eine Notbrücke von der Mühlenmasch zur Klein Hehlener Straße bauen, um sie um den 23. April 1758 mit seinen Einheiten zu überqueren. 

Bild: Mühlenmasch um 1758. 


Ein Stich in J.H. Steffens Werk "Celle im Lüneburgischen" zeigt einen Teil der Mühlenmasch im Jahr 1763...

Bild: Mühlenmasch um 1763. 


Kaum Veränderungen zu den früheren Karten und Bildnachweisen ergeben sich in der Kurhannoverschen Landesaufnahme um 1780. 

Bild: Mühlenmasch um 1780.  


In den Jahren 1803 - 1812 (Jahre der Fremdherrschaft) wurde die Mühlenmasch als Übungsplatz von der umliegend stationierten Reiterei genutzt. 

Ab dem Jahr 1824 wurden auf den Mühlenmasch regelmäßig Viehmärkte abgehalten. 

In der Neuzeit lebte auch das Schützenwesen auf. Das Schützenhaus wurde eine beliebte Gasstätte in unmittelbarer Stadtnähe. 

Bild: Mühlenmasch um 1840.  


Das Celler Schützenwesen blickt dabei auf eine lange Tradition zurück und hat einen deutlichen Bezug zur Zeit der Bürgerwehr. Dies belegen unter anderem die "Erläuterungen des Celler Stadt- und Bürgerrechts" aus dem Jahre 1758...


Bild: Auszug Celler Schützenordnung, 1758.  


Im Jahr 1845 setzte sich die die Stadt Celle mit den weideberechtigten Atenhäusenern (s.o.) dahingehen auseinander, dass diese ihre Weideberechtigungen gegen eine Abfindung aufgaben. Die Mühlenmasch wurde in den Jahren 1847 - 1852 in Rieselwiesen umgewandelt. Daraus generierte die Stadt schon bald wachsende Erträge. 

Um 1869 dienten die Räumlichkeiten des Schützenhauses auf der Mühlenmasch als Turnhalle. 

Schon im Jahr 1896 war beim Schützenhause an der Ratsmühle ein einfacher Ladeplatz angelegt worden. 

Am 13. November 1898 wurde die Celler Schleppschiffgesellschaft gegründet. Bereits im Jahr 1904 ließ die Stadt Celle an der Mühlenmasch einen Hafen anlegen, der fortan dem Flussverkehr diente. Mit einem Kostenaufwand von rund 172.000 Mark wurde der Hafen schließlich errichtet. Da der Schiffsverkehr gut anlief sah sich die Stadt bereits im Jahr 1905 veranlasst weitere 127.000 Mark für den Ausbau zu investieren. Im Jahr 1908 wurde ein Vertrag zwischen der Schleppschiffgesellschaft und der Stadt geschlossen welcher die Kanalisierung der Flusses sichern sollte. 


Bild: Celler Hafen an der Mühlenmasch um 1910 (?).  


Damit findet die historische Entwicklung der Mühlenmasch aber noch kein Ende. Zu Beginn des 20. Jh. siedelte sich der Schlachthof auf dem Gelände an. Es entstanden Gleisverbindungen zur Osthannoverschen Eisenbahn. 

Während des Zweiten Weltkriegs diente das Schützenhaus auf der Mühlenmasch als Lazarett. 

Bild: Mühlenmasch um 1945.  


Heute dient die Celler Mühlenmasch vielen als gut erreichbare Parkmöglichkeit. Dabei kennen nur wenige die historischen Hintergründe dieses Geländes. Demnächst stehen hier wohl Bauarbeiten an, die vielleicht einige Relikte vergangener Zeiten zutage fördern könnten. 

Bild: Mühlenmasch 2014.  


Die Celler Mühlenmasch hat schon einige interessante historische Epochen erlebt. Es bleibt zu hoffen, dass historisch relevante Spuren entsprechend gesichert werden und für die Nachwelt erhalten bleiben. Die Celler Mühlenmasch ist aus geschichtlichen Gesichtspunkten einer der interessantesten Untersuchungsräume im unmittelbaren Stadtgebiet... 

Hendrik Altmann