f Juni 2017 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Mittwoch, 14. Juni 2017

Bunker und Splitterschutzgräben bei Vorwerk - Celle


In unmittelbarer Nähe zu den Kasernenanlagen an der Hohen Wende lassen sich heute noch die Reste eines alten Schießstandes, vermauerte Bunkereingänge und Reste eines Splitterschutzgrabens finden. Was hatte es mit diesen längst in Vergessenheit geratenen Anlagen auf sich? 

Bei der Errichtung der Kasernengebäude an der Hohen Wende schlossen sich an diese im Norden noch weitläufige Wiesen und Äcker an. Erst als das Kasernengelände von den britischen Truppen genutzt wurde, entstand die Vorwerker Siedlung rechts der Mummenhofstraße. 

Historische Karten aus zeigen kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch weitere Gebäude der einstigen Kaserne - nördlich und östlich der heute das Kasernengelände abschließenden Straßen. Unter anderem ist im Norden der Hohen Wende, in Richtung der heutigen Vorwerkes Siedlung ein größeres Gebäude verzeichnet. 

Es handelte sich hierbei um Bunker, einen Schießstand und einige Nebenanlagen. 

Bild: Gebäude nördlich der Hohen Wende. Quelle: War Office Map 1944, Google Earth. 

Vor Ort finden sich im Gelände noch eindeutige Spuren. Hinter dem Areal des einstigen Schießstands sind auf aktuellen Satellitenbildern noch die Reste eines alten Splitterschutzgrabens erkennbar. 

Es gab hier einst zwei Gräben, die von einer Wiese südlich Vorwerks in Richtung der Bunker verlaufen. Historische Luftbilder aus dem Jahr 1944 identifizieren die in zackiger Form verlaufenden Splitterschutzgräben eindeutig. Im Wiesengelände lassen sich diese Gräben bis heute teilweise noch nachvollziehen. 

Bild: Splitterschutzgraben - rechts im Bild: Hohe Wende. Quelle: H. Altmann. 

Unweit der Splitterschutzgräben befinden sich - weiter in Richtung des Kasernengeländes - noch vermauerte Bunkereingänge sowie ein alter Schießstand. Die Bunkereingänge sind offenbar Abgänge in darunter befindliche Bunkerräume. Die beiden oberirdischen Eingänge sind ca. 20 m voneinander entfernt und weisen in Richtung des ehemaligen Kasernengeländes. 

Auf historischen Luftbildern ist erkennbar, dass die Splitterschutzgräben direkt an den Bunkereingängen enden. 

Bild: Bunkereingänge nördlich der Hohe Wende. Quelle: H. Altmann. 

Unweit der Bunkereingänge befindet sich noch ein alter Schießstand, der eine Länge von rund 100m aufweist. Seinen Abmessungen nach kann es sich hierbei nur um einen Schießstand für Handfeuerwaffen gehandelt haben. Im letzten Drittel stehen noch einige Metallpfosten sowie ein massiver Fangschutz aus Beton. Der Schießstand ist zu beiden Seiten von ca. 1,5m hohen Erdwällen umfasst. 

Bild: Alter Schießstand nördlich der Hohe Wende. Quelle: H. Altmann. 

Das Areal befand sich einst in unmittelbarer Nähe zum Kasernengelände an der Hohen Wende. Es stellt sich daher die Frage zu welchem Zweck dieser Bereich damals gedient haben mag. Hinsichtlich des Schießstandes liegt die einstige Verwendung sicherlich auf der Hand. 

Allerdings ist bisher nicht geklärt was es mit den vermauerten Bunkern und den erst kürzlich auf historischen Luftbildern entdeckten Splitterschutzgräben auf sich hatte. 

Bild: Anlagen nördlich Hohe Wende. Quelle: H. Altmann. 

Möglicherweise handelte es sich bei den Bunkern um Luftschutzbunker für die Soldaten der Kaserne an der Hohen Wende. Diese Bunker wurden eventuell bewusst abseits des Kasernengeländes angelegt, um im Falle eines Bombenangriffs nicht im unmittelbaren Angriffsbereich zu sein. 

Vielleicht wurden in den Bunkern auch Waffen für den Schießbetrieb auf der benachbarten Schießbahn aufbewahrt. Allerdings scheint fraglich warum es in diesem Fall zweier Bunker bedurfte. Wahrscheinlicher scheint daher tatsächlich ein Zusammenhand zum militärischen oder zivilen Luftschutz. 

Bild: Bunkereingänge nördlich der Hohe Wende. Quelle: H. Altmann. 

In der Vergangenheit haben sich unterschiedliche Gerüchte zur Verwendung und Nutzung der Bunker in den letzten Kriegstagen entwickelt. Es gibt Theorien wonach zwischen den Bunkern und der Kaserne and der Hohen Wende unterirdische Tunnelverbindungen existieren sollen. Darüber hinaus wurden Vermutungen angestellt es könnten bei Kriegsende Kunstschätze in die Bunker verbracht worden sein. 

Bild: Bunker nördlich der Hohe Wende. Quelle: H. Altmann. 

Allerdings wurden die Bunker bis Anfang der 90er Jahre gründlich abgesucht. Dabei konnten keine Hinweise auf entsprechende Tunnel oder Kunstschätze gefunden werden. 

Schließlich wurden die Bunker mit Erdreich zugeschüttet und ihre Eingänge vermauert. In diesem Zusammenhang sei explizit darauf hingewiesen, dass die Bunker mit Erde gefüllt wurden und somit nicht mehr begehbar sind. Durch ein Loch an einem der Bunkerabgänge kann man das aufgeschüttete Erdreich im Bunkerinnern erkennen. 

Bild: Bunkerinneres. Quelle: H. Altmann. 

Insgesamt bleiben einige Fragen zu diesem Bereich des einstigen Kasernengeländes nach wie vor unbeantwortet. Welchen Zweck hatten die Splitterschutzgräben? Und wozu dienten die beiden massiv betonierten Bunker? 

Möglicherweise dienten die Bunker zu Übungszwecken. Vielleicht aber auch zum Luftschutz. In jedem Fall ist es erstaunlich so lange nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch auf Relikte aus dieser Zeit in unmittelbarer Stadtnähe zu stoßen. Dies gilt in besonderem Maße für die Splitterschutzgräben, die bis heute noch im Wiesengelände erkennbar sind... 


Hendrik



Gedenktafel bei Wienhausen zerstört



Unbekannte zerstörten kürzlich die Tafel an der Gedenkbank am ehemaligen Bahnübergang zwischen Wienhausen und Sandlingen. Die Tafel wies auf das einstige Massengrab von 45 KZ Häftlingen hin. 

Das Massengrab war am 16.05.1947 entdeckt und die darin befindlichen Leichen auf den Celler Waldfriedhof umgebettet worden. Die Toten stammten von einem Zugtransport, der kurz vor Kriegsende vom Konzentrationslager Mittelbau-Dora bei Nordhausen zum KZ Bergen-Belsen unterwegs war. 

Die Zusammenhänge wurden im Jahr 2013 durch den Verfasser dieses Blogs recherchiert und die Ergebnisse an die Gemeinde Wienhausen weitergegeben. Diese ließ kurzfristig die Gedenkbank aufstellen, welche am 24.05.2013 eingeweiht wurde. Die Cellesche Zeitung berichtete am 24.05.2013 ausführlich über die Ereignisse zur Einweihung. 

Erst kürzlich hatte die Gemeinde Wienhausen die Tafel ersetzen lassen, da diese durch Wettereinflüsse in Mitleidenschaft gezogen war. Nun wurde die Tafel offensichtlich mutwillig zerstört. Offenbar haben der / die Täter die Scheibe aus Plexiglas eingeschlagen und die Beschriftung zu großen Teilen herausgekratzt. 

Bild: zerstörte Tafel an der Gedenkbank. Quelle: H. Altmann, 03.06.2017. 

Bild: zerstörte Tafel an der Gedenkbank. Quelle: H. Altmann, 03.06.2017. 

Es ist überflüssig zu sagen, dass sowas Mist ist. Sich zu so einem respektlosen Verhalten hinreißen zu lassen, zeugt eigentlich nur von nachhaltiger Dummheit. 

Die Gedenktafel wurde vom Verfasser bereits provisorisch ersetzt. Der Vorgang wird darüber hinaus an die Gemeinde weitergeleitet und nach Prüfung gegebenenfalls zur Anzeige gebracht. Weitere Zerstörungen sind übrigens sinnlos. Falls erforderlich wird die Gedenktafel wöchentlich ersetzt.