f Das Kriegsgefangenenlager im Postmoor bei Räderloh ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 24. Oktober 2017

Das Kriegsgefangenenlager im Postmoor bei Räderloh



In der Nähe von Räderloh befand sich im Ersten Weltkrieg ein großes Kriegsgefangenenlager. Heute sind zwar nur noch relativ wenige Spuren hiervon erhalten - die Geschichte dieses Lagers ist es allerdings wert näher beleuchtet zu werden. 

Aus Steinhorst kommend deutet heute noch der "Lagerweg" auf die Existenz des einstigen Kriegsgefangenenlagers hin. Diese befand sich ca. 2 km westlich von Räderloh - im sogenannten Postmoor. 

Das Postmoor erstreckt sich südwestlich von Räderloh und reicht fast bis nach Bargfeld. Heute ist es in weiten Bereichen bereits trockengelegt - ein Umstand der in einem direkten Zusammenhang zum einstigen Kriegsgefangenenlager steht. Etwa 468 ha Moorland sollten zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Bereich des Postmoors entwässert und in nutzbares Grünlang umgewandelt werden. 

Bild: Lagerweg heute. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Für die erforderlichen Arbeiten wurde im Jahr 1915 am Rande des Moores ein Gefangenenlager für rund 1.000 Kriegsgefangene errichtet. Das Lager bestand aus zwei großen Holzbaracken, die jeweils 500 Gefangene aufnehmen konnten. In Küchenbaracken mussten die Gefangenen die zugeteilten Esssenrationen selber zubereiten. Neben diesen Gebäuden gab es noch eine Arrestbaracke sowie ein Lazarett. Darüber hinaus verfügte das Lager über einen großen Wasserturm und einen Lagerfriedhof. Es war von einem hohen Zaun umgeben und durch Wachtürme geschützt. 

Bild: Postmoor heute. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Das Lager diente zunächst zur Aufnahme belgischer, französischer sowie britischer Kriegsgefangener. Später gelangten auch russische Häftlinge ins Lager. Trotz der Abgeschiedenheit und Bewachung des Lagers verfügten die Gefangenen zunächst noch über viele Freiheiten. Sie konnten sich in den ersten Jahren der Gefangenschaft sogar fast frei bewegen. Drüber hinaus erhielten sie für ihren Arbeitsdienst Lohn und durften Pakete aus ihrer Heimat empfangen. 

Erst als sich Beschwerden aus der Bevölkerung häuften und es zu Fluchtversuchen kam, wurden die Ausgangsregeln verschärft. 

Bild: Der Weg zum einstigen Lager. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Neben den Tätigkeiten bei der Entwässerung des Postmoores wurden die Kriegsgefangenen auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Vor allem in den Erntezeiten befanden sich daher zeitweise kaum Gefangene im Lager. 

Bild: Skizze vom einstigen Lager. Quelle: geocaching.com

Im Januar 1919, also nach Kriegsende, kehrten die letzten Gefangenen in ihre Heimat zurück. Die Spuren des lagers verschwanden nach und nach. Es ist anzunehmen, dass das Baumaterial anderswo eingesetzt wurde. Auf Karten um 1945 ist das Lager nicht mehr verzeichnet. 

Bild: Lager Räderloh. Quelle: alte Postkarte. 

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde eine Gedenkstätte am Standort des einstigen Lagers errichtet. Diese blieb mit ihrem großen Gedenkstein bis heute erhalten. 

Bild: Gedenkstätte heute. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Die Inschrift des Steins lautet: 

"In Erinnerung an das während des großen Krieges hier befindlich gewesene Gefangenenlager. Errichtet im Kriegsjahr 1918"

Bild: Gedenkstein heute. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Etwa 100 m weiter dem Weg folgend gelangt man an den ehemaligen Lagerfriedhof. Auch dieser ist bis heute erhalten geblieben. Hier wurden damals 27 Gefangene beigesetzt. Von diesen wurden nach Kriegsende 16 exhumiert und in ihre Heimatländer überführt. Die verbleibenden 11 Gräber blieben bis heute erhalten. 

Bild: Lagerfriedhof heute. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Ein massiver Gedenkstein wird für die belgischen Soldaten aufgestellt. Ein eisernes Grabkreuz und ein kleinerer Grabstein deuten auf weitere Gräber hin. 

Bild: Lagerfriedhof heute. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Vom einstigen Kriegsgefangenenlager ist nur noch wenig erkennbar. Die Natur hat den damaligen Lagerbereich vollständig zurückerobert. Nur noch kleinere Gräben und Bodenvertiefungen deuten die Standorte der Baracken und sonstigen Anlagen hin. 

Bild: Lagerbereich heute. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Insgesamt ist das einstige Kriegsgefangenenlager bzw. die Gedenkstätte und der erhalten gebliebene Lagerfriedhof einen Besuch wert. Die Anlagen sind über den Lagerweg gut erreichbar und ausgeschildert. Das einstige Kriegsgefangenenlager bei Räderloh ist ein typisches Beispiel für den tausendfachen Arbeitseinsatz von Gefangenen im Ersten Weltkrieg. In vielen Bereichen, die uns heute gar nicht mehr gegenwärtig sind, wurden damals von Inhaftierten Infrastrukturleistungen erbracht, die teilweise bis heute erhalten geblieben sind. 


H. Altmann


Weitere Informationen zum Lager: 

Hans-Hartmuth Müller, Steinhorst:   

https://sites.google.com/site/gemeindesteinhorst/home/historisches/1914--das-kriegsgefangenenlager-am-lauseberg 

Erinnerungen an Deutschland 




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