f Der alte Zehnthof Groß Ottenhaus ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 26. Oktober 2017

Der alte Zehnthof Groß Ottenhaus


Etwas abseits der Bundesstraße 214 befindet sich ein einsamer Hof: Groß Ottenhaus. Dieser blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Kürzlich wurde ein Teil des Hofes durch ein Feuer zerstört. Lange hatte ich geplant über die Hofstelle zu schreiben und Material gesammelt... 

Groß Ottenhaus findet bereits im 13. Jahrhundert Erwähnung, als Herzog Otto das Kind im Jahr 1243 den innerhalb der Mark Celles an der alten Braunschweiger Heeresstraße gelegenen Hf Ottenhaus der Herzogin Agnes mit allem zugehörigen Besitz schenkt. Direkt an der Heeresstraße befand sich der Hof jedoch erst später, denn der Straßenverlauf folgte seinerzeit zunächst noch dem Flusslauf der Aller bis nach Bockelskamp, wo sich die Wege nach Gifhorn und Braunschweig verzweigten. 

Nach dem Tode Agnes, die als Stifterin des Wienhäuser Klosters in die Geschichte einging, sollte Ottenhaus an das Kloster fallen. Im Jahr 1248 fiel der Hof mit dem Tod der Herzogin an das Kloster und wurde urkundlich in dessen Besitz bestätigt. In der Folgezeit wurde der Hof vom Wienhäuser Kloster verpachtet. Das Kloster übte somit die Zehntrechte sowie die Gerichtsbarkeit über Ottenhaus aus. 

Damit steht der Hof - alleine schon namentlich ("Domus Ottonis" = Haus Ottos) in der Tradition einer der wichtigsten historischen Celler Adelsfamilien. Inwiefern die geografische Nähe des Hofes zum einstigen Klosterhof in Nienhagen für einen dortigen Standort des einstigen Klosters spricht, kann abschließend noch nicht beurteilt werden. Allerdings liegt es sehr nahe, dass dieser Hof aufgrund seiner Nähe zum Kloster in dessen Besitz überging. 

Im 16. Jahrhundert wandelte sich der Name vorübergehend zu "Mottenhaus", bzw. "Mottenhausen", wie ebenfalls historische Karten belegen. 

Bild: Mottenhausen bei Celle (Ottenhaus). Quelle: Environs der Statt Zelle, 1747. 

Dass sich die Hofanlage mitsamt den umliegenden Ländereien in kirchlichem Besitz befand, lässt sich noch heute an der traditionellen Aufteilung der angrenzenden Feldfluren erkennen. Diese wurden im Zuge der Verdoppelungsmaßnahmen im 19. Jahrhundert nicht aufgeteilt, sondern sind heute noch fast so erhalten wie zur Zeit der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1781. 

Bild: Gr. Ottenhaus bei Celle. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme, 1781; Google Earth. 

So zeigt sich auch heute rund um Groß Ottenhaus noch die traditionell rundliche Feldflur, die in dieser Form eigentlich fast kaum noch im Landschaftsbild vorkommt. 

Klein Ottenhaus dürfte als Aussiedlung von Groß Ottenhaus anzusehen sein. Im Hausbuch der Burgvogtei von 1664 erscheint bereits die Köthnerstelle Klein Ottenhaus. Diese verfügte über einen Ammenzaun (Bienen). 

Im Jahr 1804 errichtete Jürgen Heinrich Martens aus Altencelle an der neuen Braunschweiger Heeresstraße an der Abzweigung nach Bockelskamp eine Anbauerstellt und Gastwirtschaft. Hierbei handelt es sich um den späteren "Strohkrug". 

Bild: Gr. Ottenhaus bei Celle. Quelle: Preuß. Messtischblatt 1900; Google Earth. 

Später war Groß Ottenhaus in das Kirchspiel Altencelle eingepfarrt. Im Jahr 1858 bestand Ottenhaus aus zwei pflichten Höfen, wobei Groß Ottenhaus immer noch als adelig freies Anwesen des Klosters Wienhausen in dessen niederer Gerichtsbarkeit geführt wurde. klein Ottenhaus dagegen war eine pflichtige Hausstelle, die zur Burgvogtei Celle zugehörig war. 

Der Unterhalt der baufälligen Hofstelle wurde für das Kloster mit der Zeit jedoch zu aufwändig. Daher wurde die Hofstelle schließlich verkauft. Die umliegenden Ländereien verblieben im Besitz des Klosters Wienhausen. 

Heute erinnert nur noch wenig an die einst stolze Zeit des großen Zehnthofes. Bis Oktober 2017 waren das Haupthaus mit angebauter Dreiständer-Scheune, ein historischer Speicher sowie einige Nebengebäude erhalten. Die Hofstelle ist bis heute von mächtigen Eichen umgeben, die vermutlich ein Maximalalter von bis zu 600 Jahren aufweisen. 

In den 60er Jahren wurden zu Dokumentationszwecken Fotografien der Gebäudebestandteile angefertigt. Die Bilder vermitteln recht anschaulich, dass sich die Hofanlage um 1963 noch in einem verhältnismäßig guten Zustand befand. 

Bild: Gr. Ottenhaus um 1963. Quelle: mit Erlaubnis durch LAD Niedersachsen, Bildindex.de

Bild: Gr. Ottenhaus um 1963. Quelle: mit Erlaubnis durch LAD Niedersachsen, Bildindex.de

Bild: Gr. Ottenhaus um 1963. Quelle: mit Erlaubnis durch LAD Niedersachsen, Bildindex.de

Bild: Gr. Ottenhaus um 1963. Quelle: mit Erlaubnis durch LAD Niedersachsen, Bildindex.de

Im Jahr 1971 kam es schließlich zum Verkauf des Hofes durch das Kloster. Die Gebäude lagen seitdem zeitweise brach, sodass sich ein erheblicher Sanierungsbedarf anstaute. Dies zeigen unter anderem Bilder, die ich im Jahr 2016 von der Hofstelle anfertigen konnte. 

Bild: Gr. Ottenhaus bei Celle. Quelle: H. Altmann, 2016. 

Bild: Gr. Ottenhaus bei Celle. Quelle: H. Altmann, 2016. 

Bild: Gr. Ottenhaus bei Celle. Quelle: H. Altmann, 2016. 

Bild: Gr. Ottenhaus bei Celle. Quelle: H. Altmann, 2016. 

Im Oktober 2017 ereignete sich ein Gebäudebrand, der das Haupthaus und die angebaute Scheune aus dem 16. Jahrhundert schwer beschädigte. Kurz nach dem Brand aufgenommene Luftbilder zeigen das Ausmaß des Brandes. Die Scheune wurde fast komplett zerstört. Die Nebengebäude waren offenbar nicht durch den Brand betroffen. 

Bild: Gr. Ottenhaus bei Celle. Quelle: H. Altmann, 2017. 

Der alte Zehnthof Groß Ottenhaus ist eins der wenigen Relikte im Raum Celle, das sogar noch namentlich an die Zeit der großen Celler Herzöge erinnert. Durch die frühe Schenkung an das Kloster Wienhausen blieben die traditionelle Feldfluren weitgehend in ihrer Form bestehen und sind heute noch immer Zeugnis vergangener Tage. Erst im Jahr 2017 begann der neue Besitzer mit dem Ausbau der historischen Hofstelle. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst lange noch möglichst viel des alten Zehnthofes erhalten bleibt...

H. Altmann


Weitere Informationen zu Gr. Ottenhaus: 





1 Kommentar:

  1. Hallo Hendrik, vielen Dank fuer den Bericht. Ich wurde leider erst durch den Brand auf den Hof aufmerksam. Leider su spaet.

    Gruss
    Michael

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