f Das weiße Kind von Scheuen (Sage) ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 16. Januar 2014

Das weiße Kind von Scheuen (Sage)


Einst kehrten zwei Bauern aus dem Holze bei Scheuen zurück. Sie hatten den ganzen Tag  im Wald geschuftet und es wurde schon bald dunkel als sie zu einem sumpfigen Wiese kamen. Die Pferde finden an zu schnäuben und sich zu sträuben. Vor dem Wagen stand ein schneeweißes Kind. Der eine Bauer fragte den anderen:"was siehst Du?" Der andere sprach ängstlich:" ein weißes Kind! Was soll ich tun?" Sein Begleiter war bekannt für seinen Mut und dass er sich vor nicht scheute. Er rief dem anderen Bauern, welcher die Peitsche führte, zu:" hau zu!" Dieser schlug mit der Peitsche nach dem Kind. Es verschwand. 

Die Menschen aus der Gegend erzählten fortan immer wieder davon, dass bei Scheuen das weiße Kind gesehen worden sei. Es soll die Menschen angeblich verleiten und in die Irre führen. Zuerst soll es nur so groß wie ein kleines Kind sein. Kommt es jedoch näher, wird es so groß, wie ein erwachsener Mensch. Und es ist kreideweiß. 

(Nach H. Harrys, Volksagen, Märchen und Legenden Niedersachsens, Bd. 1, Celle 1840)



Was hat es damit auf sich? 


Es ist eine schaurige Vorstellung. Zwei Bauern kommen nach harter Arbeit nach Hause und werden von einem Geist erwartet. Ist so etwas glaubhaft? 

Die Geschichte der weißen Frau aus der Sprache zeigt, dass solche Geschichten nicht in allen Punkten falsch bzw. unbegründet sein müssen. Allerdings stammt die Geschichte aus der Sprache aus einer viel jüngeren Zeit und stützt sich auf Erzählungen noch lebender Personen, die angegeben haben, dort eine Art Geist gesehen zu haben. 

Betrachtet man die Geschichte vom weißen Kind bei Scheuen, so stellt sich erst einmal die Frage aus welcher Zeit sie stammen mag. 



Bild: Scheuen 178ß. 
Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme 1780. 


Auf alten Karten findet sich kein Sumpfgebiet, das direkt an Scheuen grenzt. Im Osten des Dorfes liegt heute morastiges Gelände, wo auch der Vorwerke Bach seinen Ursprung hat. Das muss aber noch lange nicht gegen die Wahrheit dieser Geschichte sprechen, denn Sumpf und Morast hat es früher fast überall gegeben, wenn das Wetter dementsprechend war. 

Besonders gruselig scheint die Vorstellung, dass bei Eintritt der Dunkelheit ein Kindergeist umherwandert. Warum? Sicherlich spielt es hierbei eine erhebliche Rolle, dass Kinder immer mit "Unschuld" und einem erheblichen Schutzbedürfnis verbunden werden. Wenn ein Geist eines Kindes umhergeht, kann das nur etwas Schlimmes bedeuten. 

Möglicherweise sahen die Bauern nur den aufsteigenden Nebel. Vielleicht wurde daraus später eine fiktive Gruselgeschichte. Oft sollten Kinder mit solchen Geschichten dazu erzogen werden artig zu sein und sich nicht von Zuhause zu entfernen. Dafür würde es auch sprechen, dass es ein "Kindergeist" war. So etwas dürfte vielen Kindern Angst gemacht haben - wer will schon als Geist enden?

Es wurde seit Langem kein Geist mehr bei Scheuen gesehen. Aber wer weiß schon genau, was die Hintergrunde solche Erzählungen sein mögen...


Viele Grüße, 
Hendrik





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